Kernenergie – eine tragende Säule der französischen Energiepolitik

Die Entscheidung Frankreichs für die Kernenergie ist eine strategische Entscheidung. General de Gaulle schuf nach dem Zweiten Weltkrieg die Voraussetzungen dafür. Die strategische Entscheidung zugunsten der Atomenergie als einen Grundpfeiler des französischen Energiemix wurde 1974 nach der Ölkrise getroffen: Angesichts der stark ansteigenden Energiepreise wollte Frankreich bei der Energieversorgung seine Abhängigkeit von Importen deutlich verringern und nicht auf fossile Rohstoffe (Kohle, Öl und Gas) angewiesen sein, deren Vorkommen endlich sind. In der aktuellen Situation zeigt sich die Richtigkeit dieser Entscheidung. Sie wurde von einem breiten Konsens getragen, der seither von keiner Regierung wieder in Frage gestellt wurde.

 

Der Kernenergie verdankt Frankreich heute:
– eine Unabhängigkeit von 78% bei der Energieversorgung,
– niedrigere Energiekosten als seine europäischen Nachbarn,
– die Fähigkeit, seine Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen einzuhalten, die gemeinsam mit seinen weltweiten Partnern in Kyoto eingegangenen und in Kopenhagen bekräftigt wurden,
– 100.000 direkte Arbeitsplätze auf französischem Staatsgebiet und 100.000 indirekte Arbeitsplätze in der Kernindustrie.

 

Sicherheit – eine unerlässliche Bedingung für die Kernenergie
– Frankreich und seine Nachbarstaaten sind davon überzeugt, dass die Zukunft der Kernenergie nur mit immer höheren Sicherheitsstandards einhergehen kann.
– Nach der Katastrophe in Fukushima hat Frankreich bei der Atomenergiebehörde eine Überprüfung gefordert, aus der Frankreich die entsprechenden Konsequenzen ziehen wird. Alle französischen Atomkraftwerke werden Tests unterzogen, wobei die simulierten Ereignisse auf den Erfahrungen aus Japan beruhen.
– Premierminister François Fillon hat am 17. Mai 2011 den Rechnungshof mit der Erstellung eines Gutachtens über die Kosten der Kernenergie beauftragt. Der entsprechende Bericht wird im Januar 2012 erwartet.

 

Nukleare Sicherheit setzt auch die internationale Zusammenarbeit voraus
– Frankreich und seine G8-Partner haben am 26. und 27. Mai 2011 ihre Absicht bekräftigt, höchste Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke einzuführen. Diese sollen für alle Länder gelten, die auf die zivile Nutzung der Kernenergie zurückgreifen wollen.
– Auf Initiative Frankreichs fand am 7. Juni 2011 in Paris eine vom Umweltministerium organisierte Ministerkonferenz statt, die darauf abzielte, die Zusammenarbeit bei der Atomsicherheit zu verstärken und die Beschlüsse des G8-Gipfels zu vertiefen. Sie diente zudem der Vorbereitung des nächsten IAEO-Treffens vom 20.-24. Juni in Wien.
– Die Europäische Union hat am 25. März beschlossen, die 143 europäischen Atomkraftwerke einem Stresstest zu unterziehen. Zu den Testkriterien gehören Erdbeben und Überschwemmungen, um die Lehren aus der Atomkatastrophe in Fukushima zu ziehen.

 

Eine breit gefächerte Energiepolitik

Ausbau der erneuerbaren Energien
– Frankreichs Energiepolitik umfasst sowohl Kernkraft als auch erneuerbare Energien.
– Das Umweltschutzgesetz (grenelle de l’environnement) und die auf europäischer Ebene eingegangenen Verpflichtungen sehen eine Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch auf 23% bis 2020 vor. Der Stromsektor muss dazu einen besonderen Beitrag leisten: eine Verdopplung des Anteils an erneuerbaren Energien zwischen 2005 und 2020.
– Frankreich hat in den letzten 4 Jahren seine Windenergie-Kapazität um das 20-fache gesteigert. Die Solarenergie-Produktion stieg in den letzten zwei Jahren sogar um das 50-fache. Im Januar 2011 wurde ein Projekt zum Ausbau der Windenergie entlang der französischen Küste angekündigt: Die Projektausschreibung kommenden Monat umfasst den Bau von Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 3000 MW, das entspricht der Hälfte der französischen Zielsetzung bis 2020.

– Frankreichs Energiepolitik zielt folglich auf eine breitere Fächerung der Energiequellen ab, die einen wirtschaftlichen Aufschwung, Innovationen und die Schaffung von Arbeitsplätzen mit sich bringt. 2020 werden 27% des Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen abgedeckt (2010 waren es 15%). Damit stellen die erneuerbaren Energien 34% der gesamten installierten Leistung dar.

 

Quelle: Regierungssprecher,
Minister für Haushalt, öffentliche Finanzen, den öffentlichen Dienst und die Staatsreform