Die französischen Vorreiter im Bereich der Soft-Robotik befinden sich in Lille

Das Forschungsteam „Defrost“ [1], unter der Leitung von Christian Duriez, ist derzeit das einzige Team in Frankreich, das zum Thema Soft-Robotik arbeitet. Soft-Roboter sind weiche und verformbare Roboter, deren Bewegungen von der Natur inspiriert sind. In der klassischen Robotik werden die Bewegungen über die Gelenke gesteuert, wohingegen sie in der Soft-Robotik durch Verformungen hervorgerufen werden, die sich über die gesamte Struktur des Roboters erstrecken. Solche Roboter sind somit sicherer, einfacher, robuster und genauso effizient. Durch die Möglichkeit der Verformung können sie sogar Schüsse aufnehmen und sind somit in instabilen und feindlichen Umgebungen einsatzfähig.

 

Die Forscher von „Defrost“ arbeiten derzeit an der Entwicklung einer Software zur Konzeption der Bewegungen von Soft-Robotern. Die in der klassischen Robotik angewandten Algorithmen lassen sich nicht auf die Soft-Robotik übertragen. So hat ein verformbarer Roboter ungefähr 4800 Freiheitsgrade [2] und ein klassischer Roboter nur 30. Die Beweglichkeit des Soft-Roboters hängt viel mehr auch von dem verwendeten Material ab. Deshalb spielt die Modellierung zur Berechnung und Kontrolle der Bewegungen eine größere Rolle. Das Team von Christian Duriez verfügt bereits über ein gewisses Know-how bei der Entwicklung von Software-Lösungen für chirurgische Operationen durch die Gründung des Start-ups „In Simo“.

 

Hinsichtlich der Anwendungen ist das Team am europäischen Projekt „Stiff Flop“ [3] beteiligt, bei dem es um die Entwicklung eines flexiblen und vollautomatisierten Endoskops geht. Mit einem solchen Endoskop könnte der Körper untersucht werden, ohne sein Gewebe zu verletzen. Weitere Anwendungsmöglichkeiten wären beispielsweise verformbare Orthesen zur Unterstützung bewegungseingeschränkter Personen, um Schritt für Schritt Exoskelette zu ersetzen oder direkt in die Kleidung integriert zu werden.

 

[1] „Defrost“ (Deformable Robotic Software) bedeutet „Software für Soft-Robotik“

 

[2] Der Freiheitsgrad bei Robotern oder Industrierobotern wird im Allgemeinen durch die Anzahl der Gelenke definiert. Ein Roboterarm mit einer Schulter, einem Ellenbogen und einem Handgelenk hat somit 3 Freiheitsgrade.

 

[3] Webseite des europäischen Projektes „Stiff Flop“ (auf Englisch): http://www.stiff-flop.eu/index.php/en/

 

 

Quelle: “ La robotique déformable s’invente à Lille“, Artikel aus Industrie&Technologies, 15.11.2016 – http://www.industrie-techno.com/la-robotique-deformable-s-invente-a-lille.46650

 

 

Redakteur: Aurélien Gaufrès, aurelien.gaufres@diplomatie.gouv.fr