Innovationspolitik

Mit 39,5 Milliarden Euro an Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, d.h. 2,1% seines BIP, lag Frankreich 2008 auf Rang 4 der OECD-Liste, hinter den USA, Japan und Deutschland. Mit der Zahl seiner Forscher nimmt es in der Rangliste den 6. Platz ein.

Diese Anstrengungen wurden mit Nobelpreisen (z.B. erhielt Albert Fert 2007 den Nobelpreis für die Entdeckung des Riesenmagnetwiderstands) und mehreren Fields-Medaillen (2010 an Cédric Villani und Ngô Bau Châu) belohnt. Frankreich verfügt über weltweit anerkannte Forschungseinrichtungen und Wissenschaftscluster, wie z.B. das nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) oder der Genopole in Evry.

In Bezug auf die Anzahl der bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) eingereichten Patente lag Frankreich 2009 in Europa auf dem 2. und weltweit auf dem 6. Rang.

Zu den größten französischen Patentantragstellern gehörten 2009 PSA, Renault, L’Oréal und Safran. Die französischen Forschungseinrichtungen, wie das CNRS, die Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA) und das französische Erdölinstitut (IFP) sind auf diesem Gebiet ebenfalls sehr aktiv.

Die meisten Patentanträge werden von folgenden Industriesektoren eingereicht: der Luftfahrt, der Raumfahrt, der Automobilindustrie, dem Straßen- und Schienenverkehr, der Elektronik, den Informations- und Kommunikationstechnologien sowie der Chemie und der Pharmaindustrie.

Das französische Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten und die Wissenschaftsabteilungen in den Botschaften fördern den Austausch und unterstützen gemeinsam mit allen französischen Akteuren, die sich für Innovation engagieren (Ministerium für Hochschulwesen und Forschung, Ministerium für Wirtschaft, Industrie und Beschäftigung, Agenturen, Gebietskörperschaften, begleitende Strukturen, assoziative Netzwerke, usw.) die Schaffung neuer Partnerschaften zwischen der Forschung und der Industrie.

 

Ein innovationsförderndes Umfeld

Die drei Schlüsselsektoren der nationalen Strategie

Die nationale Forschungs- und Innovationsstrategie (SNRI) wurde 2009 vom Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten gestartet und ist das Ergebnis umfassender Konsultationen zwischen Akteuren der Forschung und Innovation, Finanzagenturen, sozioökonomischen Akteuren, Vereinigungen und der Zivilgesellschaft. Sie dient der Festlegung der Forschungsvorhaben für die kommenden Jahre.

Folgende drei Schlüsselsektoren wurden dabei festgelegt: die Bio-, die Umwelt- und die Nanotechnologien. Es geht in erster Linie darum, ein für Innovationen geeignetes Umfeld zu schaffen, das auf europäischer und internationaler Ebene wettbewerbsfähig ist und die Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen Forschungseinrichtungen und den Unternehmen fördert.

Eine intensivere Suche nach Partnerschaften

Das Label „Institut Carnot“ wird seit 2006 vom Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten vergeben. Es würdigt und fördert die Fähigkeit von staatlichen Forschungslaboratorien zur Zusammenarbeit mit Unternehmen im Bereich Forschung und Technologietransfer. Die 33 Instituts Carnot umfassen insgesamt 12.000 Forscher.

Die Vereinbarungen mit der Industrie zur Ausbildung in der Forschung (CIFRE) zielen auf eine Förderung der Partnerschaften zwischen öffentlicher und privater Forschung im Rahmen von Doktorarbeiten ab, die von Unternehmen und dem nationalen Verband für Forschung und Technologie (ANRT) gemeinsam finanziert werden. Diese kofinanzierten Doktorandenstellen wurden 1981 ins Leben gerufen und werden seither sehr erfolgreich genutzt: Bislang wurden insgesamt 12.000 Doktorarbeiten verteidigt, und die anschließende Eingliederung ins Berufsleben verläuft meist problemlos.

Förderung des Wachstums innovativer Unternehmen

Die Steuergutschrift auf Forschungsausgaben (CIR – Crédit d’impôt recherche) ist eine Steuermaßnahme, die die F&E-Investitionen der Unternehmen fördert. 2008 wurde dieses System noch weiter vereinfacht und ausgeweitet und machte aus der CIR eines der attraktivsten Fördersysteme der Welt.

Vom Status eines jungen innovativen Unternehmens (JEI – jeune entreprise innovante) profitieren junge KMU, die mindestens 15 % ihrer Ausgaben in den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) investieren. Sie erhalten dadurch Erleichterungen im Bereich Steuern und Sozialabgaben, wodurch ihnen die ersten Jahre nach der Gründung erleichtert werden.

Die Raumordnungsprämie (PAT – Prime à l’Aménagement du Territoire) „Forschung-Entwicklung und Innovation“ (RDI – Recherche-Développement-Innovation) zählt auf nationaler Ebene zu den wenigen direkten Finanzhilfen für Unternehmen. Die PAT RDI wird für ein F&E Projekt gewährt, das entweder die Schaffung von mindestens zwanzig permanenten Arbeitsplätzen ermöglicht oder für das mindestens 7,5 Millionen Euro förderungsfähige Aufwendungen erforderlich sind.

Weitere Informationen unter (nur auf Französisch):
http://forums.snri.enseignementsup-recherche.gouv.fr
http://www.enseignementsup-recherche.gouv.fr

Was ist ein pôle de compétitivité (Kompetenznetz)

Ein pôle de compétitivité ist ein auf Partnerschaft beruhendes Konzept (gemeinsame Entwicklungsstrategie). Er vereint Unternehmen, Forschungszentren und Ausbildungseinrichtungen an einem bestimmten Standort, um Synergien zu fördern und innovative Projekte aufzubauen.

Durch diese Vernetzung der Akteure im Bereich Innovation verfolgen die pôles folgende Ziele:

  • Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft
  • Stärkung der vornehmlich industriellen Aktivitäten mit starker technologischer Ausrichtung bzw. die Gründung neuer standortbezogener Einrichtungen
  • Erhöhung der Attraktivität Frankreichs
  • Belebung des Wirtschaftswachstums und der Beschäftigung

 

Zwei wichtige Partner bei der Förderung strategischer Projekte

Die nationale Forschungsagentur (ANR)

Die nationale Forschungsagentur wurde im Jahr 2005 gegründet und finanziert wettbewerbsfähige Forschungsprojekte. Diese werden im Rahmen von Projektaufrufen ausgewählt. 2008 unterstützte sie Konsortien aus öffentlichen Laboratorien und Unternehmen mit rund 650,2 Millionen Euro in folgenden sechs Schwerpunktbereichen:

  • Geistes- und Sozialwissenschaften
  • Ökosysteme und nachhaltige Entwicklung
  • Nachhaltige Energien und Umwelt
  • Biologie-Gesundheit
  • Ingenieurwesen, Produktionsforschung und Sicherheit
  • Informations- und Kommunikationswissenschaften und -technologien (IKT)

Insgesamt waren 240 KMU an diesen Programmen beteiligt.
Die ANR fördert ebenfalls die Programme der Carnot-Institute und unterstützt die gemeinsamen Projekte der Kompetenznetze (pôles de compétitivité).
http://www.agence-nationale-recherche.fr/en

OSEO

OSEO ist eine französische staatliche Einrichtung, die innovative KMU durch Beratung und finanzielle Unterstützung ihrer Projekte in allen Entwicklungsphasen begleitet (Gründung, Übertragung-Verkauf, Wachstum, Entwicklung auf internationaler Ebene, Projekte in F&E und Innovation), mit dem Ziel, die Kontinuität der Finanzierungskette zu garantieren.

OSEO erleichtert den Zugang zu Bankkrediten in Form von Bürgschaften, kofinanziert Investitionen in das Wachstum bzw. in Innovationen der KMU, technologische Partnerschaften und fördert Innovationen direkt durch die Bereitstellung von Subventionen oder Krediten (560 Millionen Euro in 2009).

Das Programm zur Unterstützung der industriellen strategischen Innovation (ISI) ermöglicht die Vergabe von Fördermitteln bis zu 10 Millionen Euro für strategische Kooperationsprojekte, die Unternehmen mit bis zu 5000 Beschäftigten und Forschungseinrichtungen einbezieht.

Das zinsgünstige Umweltdarlehen finanziert immaterielle und Anlage-Investitionen bis zu 40% des gesamten Programms, wenn dieses das Thema Umweltschutz aufgreift und sich an KMU und Unternehmen mittlerer Größe richtet, die vor mehr als drei Jahren gegründet wurden.
http://www.oseo.fr/oseo/oseo_in_english2

 

Förderung innovativer Projekte auf internationaler Ebene

Ehrgeizige politische Entscheidungen und Instrumente in Europa

Mit der Verabschiedung der Lissabon-Strategie im Jahr 2000 und des Nachfolgeprogramms Europa 2020 im Jahr 2010 hat es sich die Europäische Union zum ehrgeizigen Ziel gemacht, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. Um dieser politischen Entschlossenheit Ausdruck zu verleihen, wurden die Investitionen der EU in Forschung und Entwicklung in den letzten Jahren bereits deutlich erhöht und sollen bis 2020 3% des BIP betragen.

Mehrere wichtige Initiativen wurden bereits eingeleitet:

Das 7. EU- Forschungsrahmenprogramm (7. FRP) ist das wichtigste Instrument zur Finanzierung von F&E-Projekten in Europa. Es ist in vier spezifische Programme unterteilt und verfügt über 50,5 Milliarden Euro für den Zeitraum 2007-2013. Das spezifische Programm Zusammenarbeit (Cooperation) ist mit einer Gesamtsumme von 32,3 Mrd. € ausgestattet und fördert Projekte mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Mindestens 10% dieser Summe kommen den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugute (mehr als 4,8 Mrd. Euro). Das spezifische Programm Kapazitäten (Capacities) zielt auf die Verbesserung der Forschungs- und Innovationskapazitäten ab und enthält eine Maßnahme zugunsten der KMU bzw. von Verbänden der KMU, die mit 1,3 Mrd. Euro gefördert wird.

Die europäischen Technologieplattformen vereinen Unternehmen, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen mit dem Ziel, eine gemeinsame strategische Forschungsagenda zu erarbeiten und eine kritische Masse an öffentlichen und privaten Human- und Finanzressourcen auf nationaler und europäischer Ebene zu mobilisieren. Gemeinsame Technologieinitiativen bieten dabei einen Rahmen für langfristige öffentlich-private Partnerschaften in Themenbereichen mit starkem strategischem Potential.

Das Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) wurde mit 3,6 Milliarden Euro für den Zeitraum 2007-2013 ausgestattet und umfasst drei operationelle Programme:

  • Programm „Unternehmerische Initiative und Innovation“ (EIP)
  • Programm zur Unterstützung der Politik für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT-Förderprogramm)
  • Programm „Intelligente Energie – Europa“ (IEE)

Die Kohäsionspolitik unterstützt die Förderung der Forschung und Entwicklung auf regionaler Ebene. Die europäischen Strukturfonds – europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), europäischer Sozialfonds (ESF) – finanzieren eine breite Palette an Aktionen: Cluster, Infrastrukturen, Bildung, Unternehmertum. Mindestens 20% der Finanzierung für regionale Programme fließen in die Forschung und Innovation.

Eureka ist eine zwischenstaatliche Organisation, der aktuell 39 europäische Staaten und die Europäische Kommission als Vollmitglieder angehören. Sie verfügt über ein Budget von 50 Millionen Euro jährlich; weitere 100 Mio. Euro trägt die Europäische Kommission aus Mitteln des 7. Forschungsrahmenprogramms (2007-2013) bei. Eureka-Projekte sind industriegeführte Initiativen. Das Förderprogramm Eurostars widmet sich spezifisch den Kooperationsprojekten von KMU im High-Tech-Bereich.

Weitere Informationen : http://cordis.europa.eu

Die Pôles de compétitivité richten sich international aus

Die Generaldirektion für Wettbewerbsfähigkeit, Industrie und Dienstleistungen (DGCIS) des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie und Beschäftigung unterstützt im Rahmen ihrer Leistungsverträge Aktionen zugunsten der internationalen Entwicklung der pôles de compétitivité. 2009 unterzeichneten die DGCIS und UBIFRANCE eine Vereinbarung zur Förderung der pôles. Dies soll über gemeinsame Aktionen der pôles eines Fachgebiets und über Treffen zwischen den KMU der pôles realisiert werden. Die DGCIS stellte 2010 750.000 Euro für diese Aktionen zur Verfügung. UBIFRANCE ist verantwortlich für die Durchführung dieser Aktionen und Treffen.

Internationale Technologiepartnerschaften

Es handelt sich hierbei um Partnerschaften zwischen innovativen KMU zweier Länder, die die Ergebnisse ihrer technologischen Forschung gemeinsam nutzen und neue Marktsegmente auf internationaler Ebene entwickeln wollen. UBIFRANCE bietet französischen innovativen KMU Programme zur Unterstützung bei der Suche nach potentiellen Partnern sowie bei der Erschließung neuer Exportmärkte an (SIDEX, INNOVEX).

http://www.ubifrance.com

Die französisch-amerikanische Zusammenarbeit

Die Abteilung für Wissenschaft und Technologie des französischen Konsulats in Boston ist Initiator der Partnerschaftsprogramme mit vielversprechenden Ergebnissen.

Young Entrepreneurs Initiative (YEi)

Hierbei handelt es sich um eine transatlantische Plattform zur Begleitung von Unternehmensgründungen im Bereich innovative Technologien in Frankreich: Die Projektträger werden von den USA aus betreut und erhalten Zugang zu verschiedenen Ressourcen in Frankreich. Dank dieses Programms, an dem das französische Netzwerk für Innovation RETIS aktiv beteiligt ist, wurden in Frankreich seit 2005 bereits 40 Start-up-Unternehmen gegründet bzw. befinden sich derzeit in der Gründungsphase.

France-USA Technology Transfer Fellowship Exchange Program (FAT2E)

Das 2007 vom C.U.R.I.E.-Netzwerk gestartete Programm zielt darauf ab, den Austausch von Good Practice–Methoden bei der Valorisierung von Forschungsergebnissen und beim Technologietransfer zwischen beiden Ländern zu vereinfachen: Es bietet französischen erfahrenen Fachleuten die Möglichkeit, für bis zu drei Monate in einer amerikanischen Struktur zur Valorisierung der Forschungsergebnisse zu arbeiten.

New-England Technology Venture Accelerator (NETVA)

NETVA ist eine Initiative zur Unterstützung französischer, innovativer Start-up-Unternehmen bei der Suche nach günstigen Gelegenheiten in den USA. NETVA vermittelt entsprechende Schulungen, verschafft einen Einblick in die amerikanische Unternehmenskultur und leistet Hilfe bei der Suche nach technologischen Partnerschaften. RETIS ist aktives Mitglied von NETVA, die 2010 den Preis für Innovationen in der Wirtschaft von der Vereinigung der französischen Wirtschaftspresse erhielt.

French American Innovation Day (FAID)

Jedes Jahr kommen die besten französischen und amerikanischen Forscher zusammen, um sich über ein vielversprechendes Thema auszutauschen, Forschungs- und Innovationsprojekte vorzustellen und Partnerschaften zu knüpfen.

Im Rahmen des FAID 2009 erhielt ein französischer Nachwuchsforscher ein Stipendium in Höhe von 300.000 Euro von der Mérieux-Alliance für ein Projekt im Bereich Theranostik.

Bilaterale Programme mit konkreten Ergebnissen

Das Programm Coopol (Frankreich-China)

Unter der Leitung der französischen Botschaft in China ermöglicht dieses Programm die Organisation von Treffen zwischen KMU der pôles de compétitivité (Kompetenznetze) und chinesischen Technologieparks. Im Rahmen dieser Treffen können potentielle Kooperationsmöglichkeiten zwischen diesen Strukturen und ihren Unternehmen erörtert werden.

Die französisch-norwegische Stiftung für wissenschaftliche und technische Forschung

Seit 20 Jahren ermöglicht sie den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und technischen Zentren beider Länder auf dem Gebiet der industriellen Forschung. Die Stiftung hat bereits rund 100 Projekte in den Bereichen Materialien, Erdöl und Gas, Aquakultur und IKT mit mehr als 20 Millionen Euro unterstützt.

Gemeinsames Symposium der pôles de compétitivité (französische Kompetenznetze) und der „créneaux d’excellence“ (regionale Kompetenznetze in Quebec)

Ergebnis des ersten Symposiums im Jahr 2008 war der Start von 70 gemeinsamen Projekten mit 22 pôles und mehr als 50 französischen Unternehmen in Quebec. Das zweite Symposium fand im November 2010 in Frankreich statt und war auf die Themen Gesundheit/Biotechnologien, Ernährung und Nutrizeutika, Luftfahrt und neue Materialien/technische Textilien ausgerichtet.