Wie können Pflanzenproteine besser verwertet werden?

Kann Europa seine Abhängigkeit von den massiven Sojaimporten verringern, die es für die Eiweißanreicherung von Futter und Lebensmitteln braucht? Ja, aber dafür müsste es die ungenutzten 28 Millionen Tonnen Pflanzenproteine wiederverwerten, die bei seinem Ackerbau anfallen (Weizen, Mais, Raps, Erbsen, Saubohnen, Luzern, Kartoffeln,…). Dies ist das erklärte Ziel der neuen Innovationsplattform Improve (Gemeinschaftsinstitut für Pflanzenproteine), die ihre Tätigkeit im Januar 2013 in Frankreich aufnehmen wird.

 

Die Kosten des Projekts werden auf 35 Millionen Euro geschätzt, die im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitionen zu 15% übernommen werden sollen. Die Plattform wird in Dury in der Region Picardie angesiedelt und zielt auf die Strukturierung dieses noch unerforschten Bereichs ab. „Es ist das erste Mal, dass ein Projekt so weit geht, um die Lücke in der Wertschöpfungskette der Pflanzenproteine zu schließen“, erklärt Boris Dumange, stellvertretender Geschäftsführer des Pôle de compétitivité (Kompetenzzentrums) für Industrie und Agrarressourcen (IAR), das das Projekt unterstützt. Dies ist das Ergebnis einer öffentlich-privaten Partnerschaft, das Akteure der Verwertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Tereos Syral, Siclaé, Sofiprotéol, Soufflet) und wissenschaftliche Experten (des nationalen Instituts für agrarwissenschaftliche Forschung – INRA, der Universität der Picardie Jules Verne, des Verwertungszentrums für Kohlenhydrate und natürliche Produkte) einbezieht.

 

Das gemeinsame Ziel ist die Verflechtung des komplementären Know-hows und die Bündelung von Mitteln und Kompetenzen, um innovative Lösungen anbieten zu können, mit denen der wachsenden Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln entsprochen werden kann und neue Märkte entstehen, wie in den Bereichen Biomaterialen, Kosmetika, grüne Chemie oder Biokraftstoffe. „Bisher machten wir Fortschritte eher aufs Geratewohl. Wir wollen versuchen, künftig strukturierter vorzugehen“, so Anne Wagner, Forschungsdirektorin von Tereos Syral. „Mit Hilfe unserer akademischen Partner sind wir endlich in der Lage die technologische Bremse zu lösen und die funktionalen Eigenschaften von Pflanzenproteinen zu erforschen, die gegenwärtig nur aufgrund ihres Nährwerts genutzt werden.“

 

Das große öffentlich-private Projekt kommt für das INRA genau zur richtigen Zeit. „Wir haben bereits in den neunziger Jahren mit Studien begonnen; jedoch wurde dieser Bereich damals nicht unterstützt, und die Verbraucher waren noch nicht bereit“, erinnert sich Monique Axelos, Forschungsdirektorin am INRA. „Dieses Projekt […] ermöglicht es uns, unsere Forschung mit neuen Technologien voranzutreiben, um die Funktionen von Pflanzenproteinen besser zu verstehen. Wir müssen den Unternehmern die richtigen Schlüsseltechnologien liefern, damit sie das gesamte Potenzial der Pflanzenproteine ausschöpfen können“, betont sie.

 

Damit die Pflanzenproteine zu einem erlesenen Rohstoff für die Ernährungsindustrie werden, müssen zunächst zwei Probleme gelöst werden: Das Problem der Allergien, die für alle Eiweiße charakteristisch sind (auch für Milch), und das Problem des Geschmacks der Pflanzenproteine, den es zu überdecken gilt, damit sie die Verbraucher geruch- und geschmacklich stärker ansprechen. Bevor ihr Potential jedoch für andere Anwendungen ausgeschöpft werden kann, wie z.B. für oberflächenaktive Stoffe, Bio-Verbundwerkstoffe, Naturkosmetik, Klebstoffe oder Reinigungsmittel, muss zunächst ihre Löslichkeit, die das größte technologische Problem für ihre industrielle Anwendung darstellt, verbessert werden.

Quelle:

Artikel aus Les Echos – 15.05.2012 – http://www.lesechos.fr/entreprises-secteurs/innovation-competences/technologies/0202030535177-comment-mieux-valoriser-les-proteines-vegetales-323131.php

 

Redakteurin: Elodie Parisot, elodie.parisot@diplomatie.gouv.fr