Nationaler Pakt für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung wird umgesetzt

Die französische Regierung hat die Vorschläge des Kommissars für Investitionen, Louis Gallois, nur einen Tag nach Überreichung seines Gutachtens im Wesentlichen umgesetzt. Die getroffenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Industrie in ihrem Innovationsverhalten zu stärken und für Frankreich mittelfristig verlorene Weltmarktanteile zurückzugewinnen. Das Bündel aus insgesamt 35 Einzelmaßnahmen nannte der Premierminister ein „neues französisches Modell“. Premierminister Jean-Marc Ayrault hat die Umsetzung der Vorschläge des Kommissars für Investitionen, die auf einer von Ayrault in Auftrag gegebenen Analyse beruhen, damit begründet, dass Frankreichs Industrie angesichts der internationalen Konkurrenz so nicht weitermachen könne und auch nicht in der Lage sei, die nötigen Investitionen zu tätigen, um die in Zukunft erforderlichen Produkte herzustellen.

 

Seit zehn Jahren seien die Beschäftigungskosten Frankreichs und Deutschlands auseinandergedriftet. Es gehe nun darum die Kosten zu senken. Dazu wird den Unternehmen schrittweise ein Steuernachlass in Höhe von bis zu 20 Milliarden Euro jährlich (zunächst 2013: 10 Milliarden Euro, 2014: 15 Milliarden Euro und 2015 sowie in den Folgejahren jeweils 20 Milliarden Euro) gewährt, gebunden an die Auflage, in Fortbildungsmaßnahmen der Angestellten beziehungsweise in Innovationen zu investieren. Darüber hinaus wird für kleine und mittlere Unternehmen ein ganzes Maßnahmenbündel geschnürt, um mit Hilfe der angekündigten öffentlichen Investitionsbank BPI die Liquiditätslage zu verbessern.

 

Das Innovationsverhalten der französischen Industrie wird von Premierminister Ayrault als verbesserungsbedürftig eingeschätzt: Es belege trotz hervorragender Forschung nur Platz 14 im weltweiten Vergleich, zudem melden französische Unternehmen dreimal weniger Patente an als deutsche Unternehmen. Zur Förderung des Innovationsverhaltens wurde beschlossen:

–  Den Technologietransfer von öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen zur Industrie zu verbessern.

–  Neue Finanzierungsinstrumente für alle Phasen des Innovationsprozesses bis hin zur Prototyperstellung und Markteinführung zur Verfügung zu stellen.

–  Die IKT-Infrastruktur (Netze mit hohen Übertragungsraten, cloud computing etc.) auszubauen.

–  Die Ausbildung zum Umgang mit diesen Technologien zu intensivieren.

–  Bei den Kompetenzzentren (Pôles de Compétitivité) auf eine Differenzierung nach internationaler Ausstrahlung beziehungsweise regionaler Entwicklung hinzuwirken und sie im Hinblick auf ihre konkreten Ergebnisse zu evaluieren.

 

Zur effektiveren, strategischen Ausrichtung der Industrie will die Regierung ihre Möglichkeiten ausnutzen, um auf eine engere Zusammenarbeit der Großunternehmen mit ihren Zulieferern und Unterauftragnehmern hinzuwirken. Dazu werden die Finanzierung von Innovationsvorhaben durch die BPI sowie die Förderung von Kompetenzzentren an Bedingungen geknüpft. Darüber hinaus soll die Nationale Industriekonferenz (CNI) branchenspezifische Strategien für die einzelnen Industriezweige entwickeln. Die CNI wurde 2010 ins Leben gerufen und kann in ihrer Funktion am ehesten mit dem deutschen RKW (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.) verglichen werden. Administrativer Ballast, der Unternehmen bei ihrer Wechselwirkung mit Behörden behindert, soll abgebaut werden. Schließlich soll die Kaufkraft der öffentlichen Hand eingesetzt werden, um die Markteinführung der Produkte innovativer KMU zu fördern. Die Umsetzung dieses Paktes wird von der Regierung eng begleitet: Premierminister Ayrault wird halbjährig gemeinsam mit den Ministerien prüfen, welche Maßnahmen umgesetzt wurden und entsprechende Berichte veröffentlichen.

 

Quelle: Artikel von Kooperation International – 07/11/2012 – http://www.kooperation-international.de/detail/info/nationaler-pakt-fuer-wachstum-wettbewerbsfaehigkeit-und-beschaeftigung-1.html

Redakteur:  Dr. rer. nat Bernd Kramer, DFGWT