Die Sterile-Insekten-Technik hat die Fertilität der Stechmückenart Aedes albopictus in einer Region auf der Insel La Réunion (Indischer Ozean) um 50 % reduziert

Was ist die „klassische“ SIT?

Seit 2009 führen das französische Institut für Entwicklungsforschung (IRD) und seine Partner auf La Réunion ein Forschungsprojekt zur Sterile-Insekten-Technik (Technique de l’Insecte Stérile, SIT) durch. Bei dieser Technik werden männliche Stechmücken durch Strahlung sterilisiert und in großen Mengen in die freie Natur entlassen. Die mit diesen Männchen gepaarten Weibchen legen unbefruchtete Eier, aus denen nie Nachwuchs schlüpfen wird. Diese präventive und umweltverträgliche Methode, die zusätzlich zu den „klassischen“ Maßnahmen zur Bekämpfung von Vektoren eingesetzt wird, soll die Mückenpopulationen und das Risiko der Übertragung von Dengue- oder Chikungunya-Fieber reduzieren.

Der Bau einer groß angelegten Zuchtanlage für einen lokalen Stamm der Tigermücke zeigt die Fortschritte, die das IRD und seine Partner bei der Entwicklung dieser Technologie auf der Insel gemacht haben. Da die SIT auf der kontinuierlichen Aussetzung einer großen Anzahl von sterilen, konkurrenzfähigen Männchen beruht, ist die Einrichtung eines effizienten Systems für die Massenzucht von Mücken von entscheidender Bedeutung. Diese sterilen männlichen Mücken, die aus einem in Sainte-Marie gesammelten heimischen Stamm von Aedes albopictus stammen, werden in dem neuen Insektarium gezüchtet, das am 29. Juni eingeweiht wurde.

Im Rahmen der Testphase, mit der die Wirksamkeit von SIT zur Bekämpfung von Aedes albopictus nachgewiesen werden soll, begannen die Aussetzungsaktionen für sterile männliche Mücken auf der Insel im Indischen Ozean offiziell am 22. Juli 2021, zu einem Zeitpunkt, wo die Mückenpopulation relativ gering ist.

Seit dem 22. Juli 2021 wurden mehr als 4 Millionen sterile männliche Mücken ausgesetzt. Um diese Aussetzungen durchzuführen, arbeitet ein Team von acht Ingenieuren und Technikern unermüdlich in der neuen Zuchtanlage, um wöchentlich über 200.000 sterile Männchen hervorzubringen und folgende Maßnahmen zu koordinieren:

– wöchentliche Aussetzungen von 6000 sterilen Männchen pro Hektar auf einer Fläche von 20 ha, an verschiedenen Orten rund um Wohngebiete und entlang von Wegen.

– die Überwachung der Mückendichte mithilfe von Fallen, um die Überlebensrate, die Verbreitung und die Konkurrenzfähigkeit der in die Natur entlassenen sterilen Männchen zu messen.

Die wissenschaftliche Bewertung der Wirksamkeit dieser Aussetzungen bezieht sich auf zwei Fragen:

– Führen die Aussetzungen steriler Männchen zu Veränderungen in der Fruchtbarkeit und Fertilität der wildlebenden Stechmücken?

– Nimmt die Abundanz der Tigermücke ab, wenn die Männchen sterilisiert und regelmäßig ausgesetzt werden?

Die ersten erzielten Ergebnisse entsprechen weitgehend den Erwartungen. Eine erste Analyse der Ergebnisse sechs Monate nach Beginn der Aussetzungen und deren Auswertung zeigt, dass die Fertilität der wilden Mücken in Duparc im Vergleich zum Kontrollgebiet um fast 50 % zurückgegangen ist. Die nächsten Ergebnisse, die als Folge der reduzierten Fertilität der wilden weiblichen Mücken logischerweise erwartet werden, sind:

– eine signifikante Verringerung der Mückenabundanz,

– eine Auswirkung auf das Ausmaß der Belästigung durch die Mücken und das Risiko der Übertragung des Dengue-Virus.

Mit diesen ermutigenden und für die Zukunft vielversprechenden Ergebnissen ist es das Ziel des IRD und seiner Partner, die Aussetzungen bis Ende Juli 2022 fortzusetzen, immer in einem wöchentlichen Rhythmus. Die endgültigen Ergebnisse werden Ende September nach einer abschließenden Analyse bekannt gegeben, um die Umsetzbarkeit dieser Technik zur Vektorbekämpfung zu belegen und die Grundlage für ein industrielles Projekt zur Aufzucht und reibungslos funktionierenden Aussetzung steriler Mücken in großem Maßstab zu schaffen.

Quelle: Pressemitteilung des französischen Instituts für Entwicklungsforschung.

Weitere Informationen über das SIT-Projekt, seine Etappen und Modalitäten: http://tis.re