Phagentherapie gegen Lungenentzündung

Mäuse, die an einer schweren, bakteriell (E.coli) bedingten Lungenentzündung litten, konnten durch die Inhalation eines Bakteriophagen [1] gerettet werden. Dieser Erfolg ist den Forschern des INSERM gelungen, die diese Therapie – Phagentherapie – in einem nächsten Schritt am Menschen testen wollen.

 

Die Phagentherapie ist nicht neu, geriet jedoch in den 1940er Jahren durch das Aufkommen der Antibiotika fast in Vergessenheit. Aufgrund der steigenden Zahl von Antibiotikaresistenzen wird nun jedoch wieder nach Alternativen gesucht, darunter die Phagentherapie. Sie wird noch heute in einigen Ländern des ehemaligen Ostblocks angewendet, jedoch fehlen klinische Studien nach den Regeln der evidenzbasierten Medizin, die von den westlichen Gesundheitsbehörden akzeptiert werden.

 

Forscher des Louis Mourier de Colombes Krankenhauses haben nun nach spezifischen Phagen gesucht, die zur Behandlung von nosokomialen Infektionen (Krankenhausinfektion) eingesetzt werden können, die u.a. von E.coli-Bakterien ausgelöst werden. Die Patienten leiden häufig an schweren Lungenentzündungen und sind auf künstliche Beatmung angewiesen.

 

Phagen sind dem Körper nicht fremd. Sie gehören zum Ökosystem Mensch wie die Mikroflora des Darms oder der Haut. Sie kommen zu Zehntausenden in unserer Umwelt vor. Aufgrund ihrer großen natürlichen Vielfalt könnten sie gegen zahlreiche bakterielle Infektionen eingesetzt werden. Darüber hinaus können wenig spezifische Phagen so manipuliert werden, dass ihre Wirksamkeit steigt.

 

Die Forscher haben für ihren Zweck Phagen aus einer Kläranlage isoliert. Sie haben zwei getestet, von denen sich eine anfangs als nur leicht spezifisch erwies, jedoch in Folge mehrerer Kokulturen immer aggressiver gegen die E.coli-Bakterie wurde. Anschließend wurden infizierte Mäuse in drei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe wurde gar nicht behandelt und starb an den Folgen der Krankheit, die beiden anderen Gruppen, die jeweils ein Antiobiotikum bzw. die Phagentherapie erhielten, überlebten zu 100%. Es konnten in beiden Fällen keine erwähnenswerten Nebenwirkungen festgestellt werden und der Genesungsprozess verlief gleich schnell.

 

Die Forscher wollen die Wirksamkeit sowie die Unbedenklichkeit der Phagentherapie nun in einer klinischen Phase-I-II-Studie am Menschen bestätigen und ihr therapeutisches Potential testen. Sie werden dabei eventuell auf einen Phagen-Cocktail zurückgreifen, um auf ein breiteres Spektrum pathogener Stämme abzielen zu können. Dieser Ansatz ist an die große klinische Studie– „Phagoburn“ angelehnt, die von der EU-Kommission finanziert wird. Im Rahmen dieser Studie sollen Brandopfer, die unter Pseudomonas aeruginosa oder E.coli-Infektionen leiden, durch die Phagentherapie von diesen schwer zu behandelnden Infektionen geheilt werden.

 

[1] Bakteriophagen sind Viren, die auf bestimmte Bakterien als Wirtszelle spezialisiert sind, diese infizieren, sich dort reproduzieren und (nur) diese zerstören.

 

 

Quelle: „La phagothérapie fait ses preuves contre la pneumonie“, Pressemitteilung des INSERM, 13.04.2015 – http://www.inserm.fr/actualites/rubriques/actualites-recherche/la-phagotherapie-fait-ses-preuves-contre-la-pneumonie

 

Übersetzerin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr