Datierung von Höhlenmalereien… durch die Analyse von Bärenknochen

 

In der Chauvet-Höhle, die 1994 in der Ardèche (Südfrankreich) entdeckt wurde, befinden sich ca. 420 Abbildungen von Tieren (Malereien und Gravuren). Durch direkte C14-Datierungen (Radiokohlenstoffmethode) wurde ihr Alter auf ca. 31.000 Jahre BP (Before Present, Kalenderjahre vor 1950) geschätzt. Wissenschaftler weltweit halten diese Ergebnisse für glaubwürdig, auch wenn es einige Gegenstimmen gibt, insbesondere was die stilistischen Kriterien anbelangt. Eine Analyse von Bärenknochen konnte diese Resultate jedoch bestätigen.

Nashorn-Höhlenmalerei in der Chauvet-Höhle. Die Zeichnungen in dieser Grotte zählen zu den ältesten weltweit und zeugen von einer großen Vielfalt und ausgezeichneten technischen Fertigkeiten.

Quelle: Inocybe

 

Ein Team vom Labor für Genomforschung der CEA (Behörde für Atomenergie und alternative Energien) konnte auf diese Weise indirekt das hohe Alter dieser primitiven Kunstwerke bestätigen.

Die Chauvet-Höhle beherbergt Knochen von Höhlenbären (Ursus Spelaeus), die sich hauptsächlich vegetarisch ernährten. Die Experten haben diese Knochen mit der Radiokarbon-Methode, der Isotopenanalyse und der Bestimmung der Mitochondrien-DNA untersucht. Die C14-Datierung ergab Resultate zwischen 27.500 und 37.300 BP, die Stickstoffisotop-Messungen bestätigten die vegetarische Kost und die DNA-Analyse wies eine sehr geringe genetische Vielfalt bei dieser Bärenpopulation auf (im Gegensatz zur größeren Vielfalt älterer Arten in anderen Teilen der Welt). Die Forscher schlussfolgern daraus, dass sich die Höhlenbären für kurze Zeit (37.000 bis 27.400 BP) in der Ardèche aufgehalten haben, wobei die erste Zeit mit der Ankunft des Menschen in dieser Region einherging (zwischen 32.000 und 30.000 BP). Dies lässt auf eine Rivalität bei der Kontrolle der Höhlen schließen. Einige Malereien der Chauvet-Höhle stellen diese Höhlenbären dar. Der von den Forschern erbrachte Nachweis, dass diese Art um ca. 28.000 BP ausgestorben ist, bestätigt die Vermutung, dass diese Malereien zu diesem Zeitpunkt entstanden sind.

 

Der deutsche Regisseur Werner Herzog drehte 2010 einen Film über die Chauvet-Höhle mit dem Titel Höhle der vergessenen Träume.

 

Kontakt: Dr. Jean-Marc El-Alouf, CEA: jean-marc.elalouf@cea.fr

 

Quellen: „Low regional diversity of late cave bears mitochondrial DNA at the time of Chauvet Aurignacian paintings“ (Journal of Archaeological Science, Volume 38, Issue 8, August 2011, Pages 1886-1895) :

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S030544031100118X

http://cio.eldoc.ub.rug.nl/FILES/root/2011/JArchaeolSciBon/2011JArchaeolSciBon.pdf

 

Redakteur: Maxime ENDERLI, maxime.enderli@diplomatie.gouv.fr