Forschung im und mit dem Meer dank des PROCOPE-Mobilitäts-Programms: Erfahrungsbericht von Rasa Weber

Rasa Weber ist Designerin und hat an dem PROCOPE-Mobilitäts-Programm zur Stärkung der deutsch-französischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit teilgenommen. Im Juni 2023 konnte sie einen Monat auf der Meeresforschungsstation STARESO auf Korsika verbringen, um zusammen mit anderen Wissenschaftler*innen ein künstliches Riff zu bauen.

Über die Forscherin

Rasa Weber ist Designerin im Exzellenzcluster „Matters of Activity“ in Berlin und promoviert an der Züricher Hochschule der Künste und an der Kunstuniversität Linz unter der Betreuung von Prof. Dr. Karmen Franinovic und Prof. Dr. Karin Harasser.

Über das Forschungsprojekt: im Meer und mit dem Meer forschen

Im Rahmen ihres Forschungsprojektes „SYMBIOCEAN“ verfolgt die Promovierende Rasa Weber das Ziel, neue Materialtechnologien zu entwickeln, um eine bewusstere bzw. sensiblere Form der Erforschung im und mit dem Meer zu entwickeln. Mit Blick auf den Klimawandel und die damit verbundene Ressourcenknappheit will sie künstliche Riffe aus mineralischen Ablagerungen bilden, um Habitate für andere Lebenswesen zu schaffen und damit konkret zum Schutz und zur Regenerierung von Korallenriffen beizutragen.

Während ihres PROCOPE-Mobilitäts-Programms verbrachte Rasa Weber einen Monat auf der Meeresforschungsstation STARESO auf Korsika und führte dort ihren ersten Feldversuch zur Schaffung eines künstlichen Riffes aus mineralischen Ablagerungen und leitfähigen Garnen durch. Drei Tage lang hat sie mit der Unterstützung anderer Personen auf der Station leitfähige Garne auf dreißig Rahmen gewoben, die anschließend montiert wurden, um eine Struktur aufzubauen. In einem nächsten Schritt wurde der Prototyp dieser Leichtbaustruktur in 10 Meter Tiefe im Meer verankert. Durch Elektrolyse im Meer soll sich auf der Struktur Kalkstein bilden, der von anderen Lebenswesen wie Korallen als Lebensraum besiedelt werden kann. Dank dieses Prototyps sollen im kommenden Jahr Garne verschiedener Hersteller auf ihre Fähigkeit hin geprüft werden, Kalkstein durch Sonneneinstrahlung zu aggregieren und als Substrat für die Bildung von Meeresleben zu dienen.

Der Prototyp wird ein ganzes Jahr unter Wasser verbleiben. Da dieses Gebiet Forschungszwecken und dem Naturschutz dient, muss die Struktur danach wieder entfernt werden. Es handelt sich zunächst um eine Machbarkeitsstudie. Forscher*innen, die länger auf der Station verbleiben, werden regelmäßig zur Struktur tauchen, sie filmen und im 3D-Format scannen, um den gesamten Prozess zu dokumentieren. Die Ergebnisse werden durch die natürliche Aktivität des Meeres beeinflusst, da Experimente unter Wasser den Naturgewalten ausgesetzt sind.

Rasa Weber ist derzeit zudem mit einer NGO, dem Institut Polynésien de Biomimétisme, im Gespräch, um weitere Prototypenversuche umzusetzen, z.B. Korallenbaumschulen, die über ein halbes Jahr wissenschaftlich betreut werden.

Welche Vorteile haben sich aus ihrer Teilnahme an dem PROCOPE-Mobilitäts-Programm ergeben?

Das Stipendium ermöglichte Rasa Weber einen zweiten Aufenthalt auf der Meeresforschungsstation STARESO auf Korsika – einen ersten Aufenthalt hatte sie bereits selbst finanziert.

„Finanziell war es tatsächlich ein großes Glück. […] Meine Designarbeit weist auf eine Lücke im System hin.“

Es gab tatsächlich Schwierigkeiten bei der Finanzierung ihres Projektes, da die Feldforschung im Bereich Design gerade erst in ihren Anfängen steckt. Aus diesem Grund sind hier meist keine eigenen Budgets für diese Form der Forschungsarbeit vorgesehen.

Dieser längere Aufenthalt gab ihr zudem die Gelegenheit, die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Forscher*innen vor Ort weiterzuführen. Nur diese persönlichen Verbindungen zur Forschungsstation, die bei Kurzbesuchen so nicht entstehen können, ermöglichen den Zugang zu Mitteln und Materialien vor Ort.

„Es funktioniert wirklich nur über die direkte Kommunikation vor Ort, in Gesprächen, im direkten Austausch.“

Über das PROCOPE-Mobilitäts-Programm

Diese Mobilitätsstipendien ermöglichen in Deutschland tätigen Doktorand*innen, Post-Doktorand*innen und Nachwuchsforschenden einen Forschungsaufenthalt in einem Labor bzw. Forschungsinstitut in Frankreich.

Bewerben können sich alle Doktorand*innen, Post-Doktorand*innen und Nachwuchsforschende, die vor max. 7 Jahren promoviert haben und an einer deutschen Forschungseinrichtung arbeiten.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Wissenschaftsabteilung der Französischen Botschaft: https://www.wissenschaft-frankreich.de/procope-mobilitaet/

Bildnachweis:

Design: Rasa Weber, Project: SYMBIOCEAN, Name of Prototype: Kiki, Location: STARESO, Corsica (FR), Photographers: Rasa Weber, Mathieu Kelhetter.

Date: May/June 2023. Material: laser cut steel frames, conductive steel yarn. Technology: Mineral Accretion in ocean environment based on low voltage solar energy (Biorock).

Collaborators: Matters of Activity. Cluster of Excellence (Humboldt University Berlin) (DE), Zürich University of the Arts (CH), Linz University for Art and Design (AT).

Yarn Producers: IMATTEC, Bekaert, KiangFiber.

All rights reserved: rasaweber.com.