Zukunftsinvestitionen
Auf dem Weg zu einer Spitzenforschung
Im Juni 2010 startete die Ministerin für Hochschulen und Forschung, Valérie Pécresse, ein Programm für Spitzenforschung, das sich auf Projektaufrufe im Rahmen des Programms “Zukunftsinvestitionen” stützt. Für diese “Zukunftsinvestitionen” stellt die Regierung ein Budget in Höhe von 22 Milliarden Euro zur Verfügung. Das Programm umfasst zahlreiche Themen, darunter:
- die Exzellenzinitiativen: sie zielen auf eine territoriale Bündelung von Forschungs- und Hochschuleinrichtungen ab, die bereits für ihre wissenschaftliche und pädagogische Exzellenz anerkannt sind, und auf einen größeren Einfluss der französischen Wissenschaft im Ausland
- die Exzellenzlaboratorien: sie wurden eingerichtet, um die besten französischen Laboratorien Frankreichs anzuregen, ihr wissenschaftliches Potential zu verstärken, indem sie mehr Forscher einstellen und in innovative Ausrüstungen investieren
- die Exzellenzanlagen: sie ermöglichen es den französischen Laboratorien wissenschaftliche Spitzenausrüstungen zu erwerben und Forschungsarbeiten auf höchstem internationalen Niveau durchzuführen
- die “Kohortenstudien”: sie zielen darauf ab, aus den Lebens- und Gesundheitswissenschaften einen für Zukunftsinvestitionen bevorzugten Bereich zu machen.
Ergebnis des Projektaufrufs „Exzellenzanlagen“
Die Ministerin für Hochschulen und Forschung, Valérie Pécresse, und der Generalkommissar für Investitionen, René Ricol, haben im Januar 2011 die 52 erfolgreichsten Projekte der ersten Ausschreibung „Exzellenzanlagen“ bekanntgegeben. Dieser mit insgesamt 1 Milliarde Euro dotierte Projektaufruf gibt den französischen Laboratorien die Möglichkeit, im Dienste des Wissenszuwachses und der Innovation wissenschaftliche Spitzenanlagen zu erwerben und somit Forschungsarbeiten von Weltniveau durchzuführen.
Insgesamt wurden 336 Projekt-Bewerbungen für den ersten, im Juni 2010 gestarteten Projektaufruf eingereicht. 52 Projekte wurden auf der Grundlage der Beurteilung und Empfehlungen einer internationalen Jury unter dem Vorsitz von Philippe Le Prestre, Professor und Leiter des Institutes Hydro-Quebec (Kanada), ausgewählt.
Für diese erste Ausschreibung stehen den Gewinnern 340 Millionen Euro zur Verfügung:
- 260 Millionen Euro sind sofort für den Kauf von notwendigen Ausrüstungen verfügbar und wie folgt aufgeteilt:
- 24 Projekte erhalten zwischen 1 und 5 Millionen Euro
- 16 Projekte erhalten zwischen 5 und 10 Millionen Euro
- 12 Projekte erhalten mehr als 10 Millionen Euro.
- 80 Millionen Euro stammen aus den Zinsen des fest angelegten Geldes und werden den ausgewählten Projekten innerhalb der nächsten 10 Jahre zur Verfügung gestellt, um die langfristige Finanzierung von Forschungsanlagen sowie ihre Wartung und ihren Betrieb abzusichern. Auf diese Weise sind der Kauf dieser Anlagen und ein Teil der Betriebskosten, wie beispielsweise für die Wartung sowie die Kosten für notwendiges Personal beim Aufbau und der Entwicklung der Anlagen abgedeckt.
Diese 52 ausgewählten Projekte umfassen alle Forschungsbereiche: 10% Informatik, 10% Geistes- und Sozialwissenschaften, 15% Umweltwissenschaften, 17% den Energiebereich, 19% die Nanotechnologien und 29% den Bereich Biologie-Gesundheit.
Diese Anlagen kommen auch folgenden Bereichen zugute:
- der Mathematik und der Modellierung, für die immer stärkere Rechenkapazitäten erforderlich sind: Dies gilt insbesondere für das Projekt „EQUIP@MESO“, in dessen Rahmen ein Computernetzwerk angestrebt wird, das zur regionalen Infrastruktur für Hochleistungsrechnen werden soll,
- den Geistes- und Sozialwissenschaften, die auf Bibliotheken und digitale Datenbanken angewiesen sind. Ein Beispiel ist die Plattform „DIME-SHS“ zur Sammlung und Verbreitung sozialer Angaben.
- der Physik, wo im Rahmen der Projekte „ROCK“ und „SOCRATE“ jeweils neue Materialien und neue Möglichkeiten zum Auffangen der Sonnenenergie entwickelt werden sollen
- den Umweltwissenschaften mit Projekten wie „IAOOS“, dessen Ziel ein besseres Verständnis des Klimawandels durch Messung der Eigenschaften der Ozeane und der Atmosphäre ist.
- den Lebenswissenschaften mit Projekten wie „IVTV“, das auf das Verständnis der Zellalterung abzielt, oder „FIGURES“, in dessen Rahmen innovative Methoden der Gesichtschirurgie entwickelt werden sollen.
- den Informations- und Kommunikationswissenschaften mit dem Projekt „FDSOI11“, das auf die Entwicklung einer neuen Generation von elektronischen Bauelementen abzielt.
Diese sehr unterschiedlichen Projekte, offenen Plattformen, Verbund- bzw. Kooperationsprojekte, kommen sowohl allen Forschern des Landes zugute, unabhängig vom Standort der Anlagen, als auch der Industrie, und zwar dank der Partnerschaften zwischen den staatlichen Forschungslaboratorien und den Unternehmen.
Ergebnis des Projektaufrufs „Kohortenstudien“
Kurz nach der Bekanntgabe der ausgewählten Projekte der Ausschreibung „Exzellenzanlagen“ wurden Ende Januar 2011 die 10 erfolgreichsten Projekte der Ausschreibung „Kohortenstudien“ bekanntgegeben (vollständige Liste der 10 Projekte s.u.). Dieser Projektaufruf im Rahmen des Förderschwerpunktes „Gesundheit und Biotechnologien“ ist mit 200 Millionen Euro dotiert und gewährleistet so eine langfristige Finanzierung. 44 Projektanträge folgten dem im Juni 2010 veröffentlichten Projektaufruf.
„Kohortenstudien“ gehören zu den wichtigsten Bezugsquellen für die Forschung im öffentlichen Gesundheitswesen. Sie dienen der Untersuchung von biologischen, sozialen, wirtschaftlichen, umwelt- und verhaltensbedingten Gesundheitsfaktoren und der Beziehung zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren einer Krankheit sowie einem besseren Verständnis der Entstehung von Krankheiten. In absehbarer Zeit werden diese groß angelegten Studien eine Optimierung des öffentlichen Gesundheitswesens und der medizinischen Praxis ermöglichen und Frankreich zu einem internationalen Spitzenplatz verhelfen.
Die Zinsen der im Rahmen des Programms „Zukunftsinvestitionen“ für diese Projekte zur Verfügung stehenden Mittel in Höhe von 200 Millionen Euro erlauben es, während eines Zeitraums von 9 bis 10 Jahren die jeweils themenspezifischen Kohorten zunächst zu bilden und dann zu begleiten.
Kohortenstudien bilden eine wesentliche Grundlage für ehrgeizige Forschungsprojekte sowohl für die medizinischen Wissenschaften – hervorzuheben wären hier die Projekte RADICO zu seltenen Erkrankungen oder Cryostem zur Abstoßung von transplantierten Organen – als auch in der Epidemiologie mit Bezug zu den Geistes- und Sozialwissenschaften. Zu nennen ist hier das Projekt I-share, das die Anfälligkeit junger Erwachsener für verhaltensbedingte Risiken und pathologische Erkrankungen untersucht (30.000 Studenten wurden über mindestens 10 Jahre beobachtet). Andere sehr weitverbreitete Krankheiten werden ebenfalls in den geförderten Projekten erforscht, wie Multiple Sklerose (Projekt OFSEP) und Brustkrebs (Projekt CANTO). Den großen Problemen im öffentlichen Gesundheitswesen widmet sich das Projekt E4N. Zum ersten Mal ist es möglich, in großem Maßstab den Gesundheitszustand von Frauen über 3 Generationen hinweg zu verfolgen.
Durch ihre Aussagekraft und ihre Vielfältigkeit sind diese Kohortenstudien nicht nur für französische, sondern auch für Forscher über die Ländergrenzen hinaus von großem Nutzen. Die ausgewählten Projekte kommen ebenfalls der Industrie zugute.
Valérie Pécresse und Réné Ricol hoffen, dass diese staatlichen Zuwendungen eine Hebelwirkung haben und durch Co-Finanzierungen der Gebietskörperschaften und privater Partner ergänzt werden.
Liste der 10 ausgewählten Projekte:
- CKD-REIN: chronische Nierenerkrankungen – Netzwerk für Epidemiologie und Information zur Nephrologie – Dr. Bénédicte STENGEL – Universität Paris Sud
- OFSEP: Französisches Observatorium für Multiple Sklerose – Prof. Christian Confavreux – Universität Claude Bernard Lyon 1
- RADICO: Nationale Kohortenstudie zu seltenen Erkrankungen – Prof. Serge ANSELM – INSERM
- CANTO: Untersuchung der chronischen Toxizität bei der Krebsbehandlung von Brustkrebspatienten – Dr. Fabrice André – Institut Gustave Roussy
- i-SHARE: Kohortenstudie zur Anfälligkeit junger Erwachsener für verhaltensbedingte Risiken und pathologische Erkrankungen – Prof. Christophe Tzourio – PRES Universität Bordeaux
- E4N: Epidemiologische Generationsstudie – Dr. Françoise Clavel-Chapelon – Universität Paris Sud
- COBLAnCE: Prospektive Kohortenstudie zur integrierten Untersuchung von Blasenkrebs – Dr. Simone Benhamou – INSERM
- CRYOSTEM: Sammlung von biologischen Proben nach der Homotransplantation von blutbildenden Stammzellen zur Untersuchung der Wirt-gegen-Gast-Reaktion – Dr. Régis Peffault de Latour – Société Française de Greffe de Moêlle et de Thérapie cellulaire (SFGM-TC)
- HOPE=EPI: Epidemiologische Untersuchung von Krebs bei Kindern – Dr. Jacqueline Clavel – Universität Paris Sud
- PSY-COH: FondaMental -Kohortenstudie – Dr. Marion Leboyer – Stiftung FondaMental
Die Ergebnisse der beiden anderen Schwerpunkte „Exzellenzinitiative“ und „Exzellenzlaboratorien“ werden in Kürze bekanntgegeben.