Immuntherapien bei Blutkrebs: Nachweis der indirekten Zerstörung von Krebszellen

Immuntherapeutische Strategien zielen darauf ab, das Immunsystem des Patienten zu nutzen, damit seine eigenen Zellen die Krebszellen zerstören. Die CAR-T-Zelltherapie ist eine dieser wirksamen zellbasierten Immuntherapien zur Behandlung von Blutkrebs.

Jedes Jahr erkranken in Frankreich etwa 35 000 Menschen an Blutkrebs, weltweit sind es 1,24 Millionen Fälle. Durch eine genaue Untersuchung der im Rahmen dieser Therapie erzeugten Immunzellen, die CD4-T-Lymphozyten, haben Forscherinnen und Forscher des Institut Pasteur und des Inserm in Zusammenarbeit mit Klinikärzten der AP-HP die Fähigkeit dieser Lymphozyten entdeckt, durch die Produktion von Gamma-Interferon (Interferon-γ) Tumorzellen indirekt zu neutralisieren. Diese Studie weckt neue Hoffnungen bei Blutkrebspatienten, die nicht vollständig auf die CAR-T-Zelltherapie ansprechen, und bei Krebsarten, die auf Interferon-γ empfindlich reagieren. Diese Ergebnisse wurden am 29. Mai 2023 in der Fachzeitschrift Nature Cancer veröffentlicht.

Die CAR-T-Zelltherapie ist eine Immuntherapie, die bei der Behandlung bestimmter Leukämien oder Lymphome nachweislich bemerkenswerte Ergebnisse erzielt hat. Einige mit dieser Therapie behandelte Patienten erleiden jedoch einen Rückfall, da die Krebszellen der Therapie entgehen. Ein multidisziplinäres Team von Forschenden des Institut Pasteur und des Inserm in Kooperation mit Klinikärzten des AP-HP hat sich mit der Funktionsweise dieser Therapie beschäftigt, um diese besser zu verstehen und so noch wirksamere Behandlungsmethoden zu finden.

Das Prinzip der CAR-T-Zelltherapie besteht darin, die T-Lymphozyten des Patienten zu isolieren, sie genetisch so zu verändern, dass sie spezifisch auf Krebszellen abzielen, und sie anschließend zu vermehren, bevor sie dem Patienten in großer Zahl wieder injiziert werden. Diese CAR-T-Killerzellenarmee besteht aus CD4- und CD8-T-Lymphozyten und ist in ihrer Größe jeweils an den einzelnen Patienten angepasst. Bereits bekannt war, dass die CD8-Killerzellen in direkten Kontakt mit den Krebszellen treten müssen, um diese zu zerstören, wohingegen die Wirkungsweise der CD4-Zellen bislang kaum erforscht war.

Bei der genaueren Untersuchung dieser CAR-T CD4-Zellen hat das Forschungsteam eine sehr interessante Eigenschaft entdeckt: ihre Fähigkeit, Krebszellen indirekt zu töten, indem sie ein an der Immunantwort beteiligtes Molekül, Interferon-gamma (Interferon-γ), absondern.

„Bei einigen Krebsarten, die empfindlich auf Interferon-γ reagieren, ist diese Art der Zerstörung sehr effektiv. Wir konnten feststellen, dass bei Patienten mit vielen CD4-Zellen diejenigen größere Behandlungserfolge aufweisen, die viel Interferon-γ produzieren“, erklärt Philippe Bousso, Leiter der Abteilung Dynamiques des réponses immunes am Institut Pasteur (Inserm 1223) und Hauptautor der Studie.

Um den ursprünglichen Wirkmechanismus dieser indirekt agierenden Killerzellen im Detail zu analysieren, untersuchten die Forschenden zunächst präklinische Modelle, wobei sie insbesondere in vivo-Bildgebungstechniken einsetzten, und überprüften dann die Relevanz der Ergebnisse anhand von Patienten-Proben.

 

Quelle : Pressemitteilung des Institut Pasteur

Originalveröffentlichung : Tumor-intrinsic sensitivity to the pro-apoptotic effects of IFN-γ is a major determinant of CD4+ CAR T-cell antitumor activity, Nature Cancer, 29 mai 2023

Image : copyright INSERM