Königspinguine leiden unter der Beringung

Pinguine sind ausgezeichnete Indikatoren für die Gesundheit der Meeresökosysteme und ermöglichen ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität. Die meisten Daten konnten über Metall-Ringe gesammelt werden, die an den Flügeln der Pinguine befestigt sind. Allerdings wirft die Verwendung dieser Markierung Fragen auf. Eine neue Studie [1] belegt, dass die Flossenringe die Vögel beim
Schwimmen und bei der Jagd behindern sowie die Überlebens- und Reproduktionsrate verringern.


© Benoît Gineste, CNRS


Unter der Leitung von Prof. Yvon Le Maho haben französische und norwegische Forscher von der Universität Straßburg und dem französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) nachgewiesen, dass die Pinguine, die einen Ring am Flügel trugen, eine um 16 Prozent niedrigere Lebenserwartung als nicht-markierte Artgenossen hatten. Außerdem brüteten die Ringträger im Durchschnitt 39 Prozent weniger Küken aus. Um Unterschiede bei den Überlebens- und Reproduktionschancen feststellen zu können, werteten die Forscher über 10 Jahre gesammelte Daten von zwei Gruppen von Königspinguinen auf der Île de la Possession in französischen Südgebieten aus. 100 Tiere waren mit einem elektronischen Sender versehen worden, die Hälfte von ihnen trug zusätzlich einen Metall-Ring an den Flügeln. Dieses elektronische Tracking-Gerät wurde 1998 vom Team um Yvon Le Maho entwickelt. Die Ergebnisse zeigen deutlich die erheblichen Auswirkungen der Metall-Ringe auf die Lebensqualität der Pinguine: Sie gelangten später zu den Brutplätzen und brauchten länger für die lebensnotwendige Futtersuche.


Offenbar gelang es den Pinguinen auch über einen so langen Zeitraum nicht, sich an die Flossenbänder und das zusätzliche Gewicht zu gewöhnen. Sie erreichten ihre Brutstätten auf der Île de la Possession zu spät und brauchten auch mehr Zeit für die ausgedehnte Futtersuche. Je später Pinguine schlüpfen, so die Forscher, desto geringer werden auch ihre Überlebenschancen, da die Nahrungsbeschaffung für die Eltern aufgrund knapper Vorräte immer schwieriger wird.


Diese Ringe sind die Ursache für verschiedene Probleme: Einerseits erfordern sie einen höheren Energieaufwand beim Schwimmen, da sie den Wasserwiderstand vergrößern und die Seevögel verletzen, so dass sie ausgezehrt aussehen und schneller altern. Andererseits reagieren markierte Pinguine anders als nichtmarkierte Pinguine auf Klimaschwankungen (d.h. Veränderungen der Meeresoberflächentemperatur und des Southern Oscillation Index). Somit sind die Folgen der Beringung je nach Jahr und Umweltbedingungen mal mehr, mal weniger deutlich erkennbar und führen so zu Verzerrungen bei der Untersuchung der Auswirkungen von Klimabedingungen auf die Populationsdynamik der Pinguine. Diese Ergebnisse zeigen somit die Notwendigkeit einer Langzeitstudie zu den möglichen Auswirkungen der Methoden zur Überwachung von Wildtierpopulationen auf. Da die Daten weitgehend durch diese Methode erzielt wurden, müssen die Erkenntnisse mit Vorsicht betrachtet werden.


[1] Die Studie erhielt finanzielle und logistische Unterstützung über ein Marie-Curie-Stipendium des 7. EUForschungsrahmenprogramms (RP7), vom CNRS, vom IPEV, von der TAAF und von den Stiftungen Bettencourt-Schueller und Treilles.


Weitere Information unter:

http://www.nature.com/nature/index.html

Kontakte:

  • Claire Saraux- Forscher am CNRS – Tel: +33 3 88 10 69 31 – E-Mail: claire.saraux@gmail.com
  • Yvon Le Maho- Forscher am CNRS – Tel: +33 3 88 10 69 33 – E-Mail: yvon.lemaho@iphc.cnrs.fr

Quellen:

  • „Terres Australes : les bagues pénalisent les manchots royaux“, Pressemitteilung des CNRS – 12.01.2011 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/2073.htm
  • „Une étude sur les manchots montre que les bagues alaires contrarient la survie et la reproduction“ – CORDIS- 14.01.2011 – http://cordis.europa.eu/fetch?CALLER=FR_FP7_NEWS&ACTION=D&DOC=10&CAT=NEWS&QUERY=012dbd5259aa:def7:5bde2ac9&RCN=32955

Redakteurin:

Myrina Meunier, myrina.meunier@diplomatie.gouv.fr