Wirksame Maßnahmen zum Schutz von Seevögeln vor Beifang in der Fischerei und vor eingeschleppten Raubtieren

Im Bereich der Fischerei wurden zahlreiche Schutzmaßnahmen eingeführt, um das Sterben von Seevögeln durch Beifang zu verhindern und so die Erhaltung ihrer Populationen zu gewährleisten. Wie wirksam sind diese Maßnahmen?

Viele Seevogelpopulationen sind infolge der Intensivierung der industriellen Fischereipraktiken seit Mitte des 20. Jahrhunderts zurückgegangen. Um dem unbeabsichtigten Fang von Hunderttausenden Albatrossen und Sturmvögeln jedes Jahr entgegenzuwirken, wurden seit Anfang der 2000er Jahre in den ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) vieler betroffener Länder schrittweise präventive Maßnahmen ergriffen. Frankreich hat für den Fang von Schwarzem Seehecht in den AWZ seiner südlichen Territorien (Crozet- und Kerguelen-Inseln) Rechtsvorschriften eingeführt (Beschwerung der Taue, Vergrämung der Tiere durch Banderolen, Begrenzung des Fischereiaufwands sowie festgelegte Gebiete und Zeiträume für die Nutzung der Meeresressourcen). Fast zwanzig Jahre nach Einführung dieser Maßnahmen zum Schutz der marinen Vogelwelt ist noch immer unklar, wie sich die bis dahin zurückgegangen Populationen entwickelt haben.

Forscher des Zentrums für biologische Studien in Chizé (CEBC – CNRS/La Rochelle Universität) haben in Zusammenarbeit mit den Französischen Süd- und Antarktisgebieten (TAAF) zwischen 1986 und 2017 die Auswirkungen von veränderten Fischereipraktiken auf die demografischen Merkmale einer Population von Weißkinnsturmvögeln gemessen. Diese Art, die auf der Île de la Possession (Crozet-Inselgruppe, Südpolarmeer) brütet, gehört zu den am stärksten von Beifängen in der Fischerei betroffenen Arten. Die Ergebnisse zeigen die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Eindämmung des Beifangs in der Fischerei, wobei auch die Auswirkungen der eingeschleppten Ratten oder Klimaschwankungen berücksichtigt wurden.

So war ab Mitte der 2000er Jahre durch die Einführung von Gegenmaßnahmen, insbesondere die Fischerei mit vertikalen Langleinen mit Ballast in der französischen AWZ von Crozet, ein Anstieg der Population von Weißkinnsturmvögeln zu beobachten. Die Autoren führen diesen Anstieg auf eine erhöhte Überlebensrate der erwachsenen Tiere und den Fortpflanzungserfolg zurück. Ferner konnten sie feststellen, dass die variierende Größe der Populationen stärker von einem veränderten Fischereiaufwand als von Klimaschwankungen abhängt.

Die Autoren bestätigen außerdem, dass der Rückgang der Population in den 1980er und 1990er Jahren auf einen Rückgang der Überlebensrate der erwachsenen Tiere zurückzuführen war, der hauptsächlich durch die Intensivierung der Fischerei in diesen Jahrzehnten verursacht wurde. Dieser Rückgang war auch mit einem geringen Fortpflanzungserfolg verbunden, der durch Ratten in den Brutkolonien verursacht wurde. In ihrer Studie zeigen die Autoren, dass die Kontrolle der Rattenpopulation in den Brutkolonien der Weißkinnsturmvögel ebenso unerlässlich für den Erhalt und das Wachstum der Population ist.

Die Studie zeigt zudem, dass die Beibehaltung bzw. Einführung langfristiger Überwachungsprogramme für diese Populationen unerlässlich ist, um so Management- und Schutzmaßnahmen bewerten und optimieren zu können. Die Ergebnisse sind ermutigend: Die eingeführten Maßnahmen haben sich als wirksam erwiesen und den Rückgang der Weißkinnsturmvogelpopulationen auf den Crozet-Inseln gestoppt. Allerdings könnte sich die Ansiedlung der Ratten auf der Île de la Possession mittel- bis langfristig als problematisch für diese Vögel erweisen, selbst wenn Maßnahmen zur Eindämmung des Beifangs in den Fischereien ergriffen werden. Die Ratten stellen auch eine Bedrohung für viele andere Seevogelarten dar. Die Autoren empfehlen deshalb die Ausrottung der Ratten auf der Insel als eine notwendige Maßnahme zum Erhalt der Vogelwelt.

Quelle: CNRS