Pestizide: die Hornisse, ein relevanter Bio-Indikator für Umweltbelastung?

In diesem Sommer veröffentlichten Wissenschaftler*innen des französischen Forschungsinstituts für Landwirtschaft und Umwelt (INRAE) sowie der Hochschulen von Bordeaux und La Rochelle eine Studie zur Pestizidbelastung der Hornisse. Die auf dieser Spezies gefundenen Spuren von Pestiziden sind ein Hinweis darauf, dass die Hornisse ein Bio-Indikator für Umweltbelastung sein könnte.

Insekten stehen im direkten Kontakt mit den für den Pflanzenschutz benutzten Pestiziden, welche für den weltweiten Insektenzerfall mit verantwortlich sind. Darüber hinaus können Pestizide ihre schädliche Wirkung indirekt entfalten, über den Kontakt von Insekten mit ihren Fressfeinden.

Vor diesem Hintergrund interessierten sich Wissenschaftler*innen des französischen Forschungsinstituts für Landwirtschaft und Umwelt (INRAE), der Hochschulen Bordeaux und La Rochelle für die durch Pestizide belastete Hornisse Vespa velutina, für welche die Biene als Fressfeind gilt.

Dank einer präzisen Analysemethode mittels Massenspektrometrie identifizierten und quantifizierten die Wissenschaftler*innen unterschiedliche Stoffe auf den aus ihren Nestern entnommenen Hornissen. So konnten in 75% der untersuchten Nester mindestens eines der 42 Pestiziden identifiziert werden. Durchschnittlich fanden die Wissenschaftler*innen die Reststoffe von zwei Pestiziden in jedem verseuchten Nest. Maximal wurden sechs unterschiedliche Pestizide in einem einzigen verseuchten Nest identifiziert. Insgesamt wurden 14 unterschiedliche Stoffe ausgemacht, darunter acht Pilzvernichtungsmittel, sechs Insektengifte, ein Insektizid gegen Milben, und ein Synergist, nämlich Piperonylbutoxid, wie die Analysen zeigten. Piperonylbutoxid wird häufig in Insektiziden benutzt, um deren Effizienz zu stärken und so die Wirkstoffmenge zu reduzieren. Die Wissenschaftler*innen fanden die Substanz in 37,5% der untersuchten Nester, gefolgt von den Pilzvernichtungsmitteln Hexaconazol (16,6%) und Pyrimethanil (12,5%). Die Reststoffe könnten sich also in den Larven und in den Nestern der Hornisse ansammeln. Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass wie für andere Insektenarten die Belastung durch Pestizidreststoffe dauerhafte Effekte auf die kognitiven Kapazitäten, das Verhalten und den physischen Zustand der Insekten haben können.

Die Studie eröffnet neue Perspektiven, was die Umweltbelastung und die Übertragung von Pestiziden auf die trophischen Ketten angeht. So könnten die insektenfressfeindlichen Gliederfüßler unter dem Einfluss von Pestiziden als umweltbelastende Bio-Indikatoren wirken.

Quellen:

Le frelon asiatique, un bio-indicateur de l’exposition environnementale aux pesticides ? (n.d.-b). INRAE Institutionnel. https://www.inrae.fr/actualites/frelon-asiatique-bio-indicateur-lexposition-environnementale-aux-pesticides

Tison L., Franc C., Burkart L. et al. (2023). Pesticide contamination in an intensive insect predator of honey bees. Environment International, 176, 107975, ISSN 0160-4120, https://doi.org/10.1016/j.envint.2023.107975