Worum handelt es sich bei dem am 22. Juli in Frankreich vorgelegten „Forschungs“-Gesetzentwurf?

Im Zuge der globalen Gesundheitskrise muss Frankreich investieren, weil das System geschwächt ist und die öffentlichen Finanzen darunter leiden. Dieser Gesetzentwurf zur Forschung soll dem System neues Leben einhauchen, denn dieses wurde jahrelang vernachlässigt, wie wir im Folgenden erklären werden.

Erläuterungen zur Situation der Forschung in Frankreich heute

Laut der Begründung des Gesetzentwurfs zur mehrjährigen Forschungsprogrammierung hinkt Frankreich in Forschungsfragen hinterher. Verglichen mit dem allgemeinen Forschungsziel von 3% des BIP, das im Jahr 2000 von den europäischen Ländern festgelegt wurde, hat Frankreich deutlichen Rückstand (mit nur 2,2%). Frankreich liegt nicht nur unter diesem Wert, sondern auch unter denen seiner europäischen Nachbarn, die dieses Ziel erreicht oder übertroffen haben: So befindet sich Frankreich, das 1992 noch auf Platz 4 der Rangliste stand, heute nur noch auf Platz 12 unter den OECD-Ländern.

Diese Situation wirkt sich auch auf die Forscher aus, deren Gehälter zwischen 1985 und 2018 gesunken sind und die über immer weniger Stellen verfügen. „Im Jahr 2020 erreichte die Zahl der CR-Stellen (Forschungsbeauftragte) am CNRS das historisch niedrige Niveau von 239 Stellen, während sie 2011 bei 359 lag, was den Rekrutierungsdruck für jede Stelle erhöht“, so eine Gruppe von Forschern in einem Artikel, der in der französischen Zeitung „Libération“ veröffentlicht wurde.

Im Hochschulbereich ist trotz der steigenden Studierendenzahlen ein ähnlicher Rückgang zu beobachten, insbesondere bei den Stellen für leitende Dozenten. Darüber hinaus „sind 30% des gleichzeitig im Forschungs- und Lehrbetrieb tätigen Universitätspersonals entweder Vertragsangestellte, vertretende Lehrbeauftragte oder wissenschaftliche Mitarbeiter mit befristeten Stellen, deren Forschungstätigkeit weder materiell noch finanziell unterstützt wird“, betont die Forschergruppe.

Was der Gesetzentwurf vorsieht

Hauptziel des Gesetzesentwurfs zur mehrjährigen Forschungsprogrammierung ist es, 25 Milliarden Euro bereitzustellen und die Mittel für die Nationale Forschungsagentur (ANR) aufzustocken, mit denen die Projektforschung gefördert und die Innovation angeregt werden soll. Es gibt auch Pläne, die Mittel für die ANR bis 2022 um 10% zu erhöhen. „Internationale Vergleiche zeigen, dass die derzeitigen Ressourcen der ANR sehr unzureichend sind“, heißt es im Gesetzentwurf zur mehrjährigen Forschungsprogrammierung (LPPR).

Das Gesetz will auch parallele Karrierewege zu den derzeitigen Rekrutierungsverfahren einführen, um die französische Forschung einladender zu machen, indem ein neuer Vertragstyp für bestimmte Berufseinsteiger wie zum Beispiel „Juniorprofessuren“ geschaffen wird. Für Mitarbeiter, die speziell für ein Forschungsprojekt rekrutiert werden, wird ein „CDI de mission scientifique“ geschaffen, der mit dem Abschluss des Projekts endet.

Das Gesetz über die mehrjährige Forschungsprogrammierung soll ein „niedriges Vergütungsniveau, das zu einem Attraktivitätsverlust wissenschaftlicher Karrieren beiträgt“, beheben. In den nächsten sieben Jahren werden 640 Millionen Euro für die Aufwertung dieser Berufslaufbahnen bereitgestellt.

Quelle: Les Echos