Entwicklung neuer Medikamente zehnmal preiswerter

 

Medikamente zu entwickeln, die deutlich unter den Kosten der Pharmaindustrie liegen, ist möglich. Dies ist das Ergebnis der internationalen, gemeinnützigen InitiativeDNDi (Drugs for Neglected Diseases Initiative), die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert.

 

Aus diesem Anlass organisierte sie im Pasteur-Institut ein Symposium unter dem Titel „Die beste Wissenschaft für die vergessene Bevölkerung. Zehn Jahre danach – eine Bilanz und Perspektiven“. Die DNDi wurde 2003 von sieben gemeinnützigen Organisationen (darunter von französischer Seite „Ärzte ohne Grenzen“ und das Institut Pasteur) in dem Bewusstsein gegründet, dass Millionen Menschen in den ärmsten Ländern der Welt an Krankheiten leiden (Schlafkrankheit, Malaria, Leishmaniose, Chagas-Krankheit, etc.), die für die Pharmaindustrie in Ermangelung eines solventen Markts nicht von Interesse sind.

 

Zehn Jahre später fällt die Bilanz der DNDi sehr ermutigend aus: Es wurden sechs neue Behandlungsmethoden sowie eine Pipeline von 12 neuen Molekülen in verschiedenen Entwicklungsstadien für gerade mal 182,5 Mio. € entwickelt. Zunächst einmal beruhen diese sechs Behandlungsmethoden auf bereits existierenden Medikamenten, die verbessert, neu zusammengestellt oder mit anderen Arzneimitteln neu kombiniert wurden. Die DNDi kann jedoch auch auf 5 neue Medikamente in fortgeschrittenen Stadien in klinischen Studien verweisen. Vergleicht man die Kosten, die durchschnittlich von der Pharmaindustrie (960 Mio. €) und der DNDi (100-150 Mio.€) für die Entwicklung eines Medikaments ausgegeben werden, ist diese Leistung umso bemerkenswerter, auch wenn „es schwierig ist, verschiedene Wirtschaftsmodelle bei der Entwicklung von Medikamenten zu vergleichen“, räumt der Leiter für Fundraising bei der DNDi, Jean-François Alesandrini, ein.

 

Das Entwicklungsmodell der DNDi ist in der Tat ganz anders und damit auch das Geheimnis ihres Erfolgs. Die DNDi stützt sich bei ihrer Arbeit auf die virtuelle Strukturforschung, an der sich hundert Menschen zur Hälfte aus der pharmazeutischen Industrie und zur Hälfte von NGOs beteiligen. Sie bittet dabei um unentgeltliche Hilfe oder um Unterstützung zum Selbstkostenpreis bei akademischen und industriellen Partnern und begnügt sich dabei mit der Rolle des ″Dirigenten″.

 

Seit ihrer Gründung hat sie die Dienste von rund zwanzig Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen sowie von fünfzig Universitäten und Forschungseinrichtungen in Anspruch genommen. Die Initiative besitzt einen erheblichen Vorteil gegenüber den Pharmakonzernen: Sie kann bei jedem Schritt die besten Partner frei wählen, da sie keine Spenden aus der Industrie erhält, wodurch ihre Unabhängigkeit gewährleistet bleibt. Das Auswahlkriterium ist demzufolge allein das Interesse des Patienten.

 

Technisch gesehen steht die DNDi jedoch vor den gleichen Problemen wie die Industrie: Welche ist beste wissenschaftliche Hypothese? Wo und wie findet man das beste Molekül? Wie lässt sich der aussagekräftigste klinische Test finden? Sollte man aufhören oder weitermachen? Etc.

 

„Wir behaupten nicht, dass unser Modell unter allen Umständen das der Industrie ersetzen kann. Schon deshalb nicht, weil wir von der industriefinanzierten Infrastruktur für die eigene Forschung profitieren“, so Jean-François Alesandrini. „Aber wir denken, dass dies für Krankheiten, die sonst vergessen würden, der beste Weg ist, um die Industrie zu beteiligen […]. Und dies tut sie auch zunehmend“ sagte Herr Alesandrini. Für die Industrie ist dies eine Möglichkeit der Beteiligung, ohne dabei ihre Rentabilitätsziele zu gefährden.

 

Quelle:“ Développer des médicaments pour dix fois moins cher : le pari réussi de DNDi“, Les Echos – 05.12.2013 – http://www.lesechos.fr/entreprises-secteurs/grande-consommation/actu/0203167792480-developper-des-medicaments-pour-dix-fois-moins-cher-le-pari-reussi-de-dndi-634768.php

 

Redakteur: Louis Thiebault, louis.thiebault@diplomatie.gouv.frhttps://www.wissenschaft-frankreich.de