Globale Gesundheit: Nach einer groß angelegten Studie veröffentlichen französische Forschende Empfehlungen zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen.

Für ein besseres Verständnis der wichtigsten Kriterien des weltweiten Anstiegs von Antibiotikaresistenzen entwickelten Wissenschaftler*innen des Institut Pasteur, des Inserm und der Universitäten Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines und Paris-Saclay mithilfe einer groß angelegten Raum-Zeit-Analyse ein statistisches Modell. Unter Verwendung der ATLAS-Datenbank zur Überwachung von Antibiotikaresistenzen wies dieses Modell große Unterschiede in den Entwicklungstendenzen und den damit verbundenen Faktoren je nach Bakterienart und Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika auf.

So zeigte sich beispielsweise, dass ein gutes Gesundheitssystem mit niedrigeren Antibiotikaresistenzwerten bei allen untersuchten gramnegativen Bakterien1 einhergeht; hohe Temperaturen sind wiederrum mit hohen Antibiotikaresistenzwerten bei Enterobacteriaceae verbunden. Unerwarteterweise hatte der nationale Antibiotikakonsum bei der Mehrzahl der getesteten Bakterien keinen Einfluss auf die Resistenz. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Maßnahmen zur Kontrolle der Antibiotikaresistenz an die lokalen Gegebenheiten und die angestrebten Bakterien-Antibiotika-Kombinationen angepasst werden müssen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 10. Juli 2023 in der Zeitschrift The Lancet Planetary Health veröffentlicht.

Antibiotikaresistenzen gehören heute zu den größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. Es handelt sich um ein natürliches Phänomen, jedoch trägt die falsche und übermäßige Einnahme von Antibiotika durch die Selektion von Resistenzen dazu bei und macht die Bekämpfung bakterieller Infektionen komplexer. Insbesondere unter Federführung der WHO gibt es eine weltweite Überwachung der Antibiotikaresistenzen. Es wurden zahlreiche Datenbanken eingerichtet, um deren weltweites Auftreten zu erfassen und dieses Phänomen besser zu verstehen, um es so effektiver bekämpfen zu können. Das Problem ist, dass es nicht nur eine Antibiotikaresistenz gibt, sondern mehrere, die stark von der jeweiligen Bakterienart abhängen. Laut einer aktuellen Studie2 starben 2019 weltweit 1,27 Millionen Menschen an Antibiotikaresistenzen und 4,95 Millionen Todesfälle standen damit im Zusammenhang.

„Unser statistisches Modell kann auch auf andere Datenbanken, wie z.B. die der WHO, angewendet werden. Eine bessere Kenntnis der wichtigsten Resistenzfaktoren, die von Land zu Land und wahrscheinlich auch von Region zu Region variieren, ist von entscheidender Bedeutung und wird dazu beitragen, die Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit anzupassen“, so Lulla Opatowski, Professorin an der Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines und Forscherin in der Abteilung für Epidemiologie und Modellierung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel, Co-Hauptautorin der Studie.

Diese Forschungsarbeit wird von den oben genannten Forschungseinrichtungen, dem Labex IBEID und durch einen „Independent research Pfizer Global Medical Grant“ finanziert.

Quelle: Pressemitteilung des Institut Pasteur.

Lesen Sie das Informationsblatt über Antibiotikaresistenz auf pasteur.fr

1 Gramnegative Bakterien sind Bakterien mit zwei Membranen, die aufgrund der geringeren Durchlässigkeit der äußeren Membran mehr Probleme mit Antibiotikaresistenzen bereiten.

2 Lancet, https ://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)02724-0

Determinants of worldwide antibiotic resistance dynamics across drug-bacterium pairs: a multivariable spatial-temporal analysis using ATLAS, The Lancet Planetary Health, 10/07/ 2023

Eve Rahbe (a,b), Laurence Watier (a,b), Didier Guillemot (a,b), Philippe Glaser (c)* and Lulla Opatowski (a,b)*

(a) Institut Pasteur, Epidemiology and Modelling of Antimicrobials Evasion research unit, Paris, France
(b) Université Paris-Saclay, UVSQ, Inserm, CESP, Anti-infective evasion and pharmacoepidemiology research team, Montigny-Le-Bretonneux, France
(c) Institut Pasteur, Ecology and Evolution of Antibiotic Resistance research unit, Université Paris Cité, Paris, France