An Sichtbarkeit gewinnen durch das PPP/PHC-PROCOPE-Programm: Erfahrungsbericht von Dr. Hélène Roth

Dr. Hélène Roth ist Geographin, Dozentin an der Clermont Auvergne Universität und Mitglied des Forschungslabors „UMR Territoires“. Als Spezialistin für Prozesse der Neuzusammensetzung strukturschwacher Räume und schrumpfender Städte nimmt sie 2023 und 2024 an dem PPP/PHC-PROCOPE-Programm teil. Über Ihre Erfahrungen sprach sie mit uns in einem Interview am 22. Juni 2023.

Das deutsche und das französische Team

Die beiden Forschungsteams arbeiten im Rahmen des Projektes „Future Narratives of Small Towns“ zusammen.

Das französische Forschungsteam des UMR Territoires (AgroParisTech, INRAE, Université Clermont Auvergne, VetAgro Sup) setzt sich zusammen aus: Dr. Hélène Roth (Dozentin), Prof. Hélène Mainet, Dr. Guillaume Vergnaud (Dozent), Prof. Jean-Charles Edouard, Coralie Marboeuf (Doktorandin), Hélène Basquiet (Doktorandin), Thomas Meignan (Doktorand) und Dr. Joséphine Lécuyer (Post-Doktorandin).

Dem deutschen Forschungsteam der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg – Institut für Stadtplanung gehören an: Prof. Nina Gribat, Prof. Silke Weidner, Dr. Baris Ülker (Post-Doktorand), Agnès Klöden-Billemont (Doktorandin), Christoph Muth (Doktorand), Dr. Tihomir Vidermann (Post-Doktorand), Erik Hofedank (Doktorand) und Emily Bereskin (Forschungsbeauftragte). Das Team koordiniert das Netzwerk Hochschulcampus Kleinstadtforschung, das vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) finanziert wird.

Ihr Forschungsprojekt im Rahmen des PPP/PHC-PROCOPE-Programmes

Seit mehreren Jahren und vor dem Hintergrund der Zeit nach der Covid19-Pandemie erfahren kleine und mittlere Städte[1] sowohl in Deutschland als auch in Frankreich ein wachsendes Interesse. Im Rahmen dieses PPP/PHC-PROCOPE-Programmes beschäftigen sich die Forscher*innen des UMR Territoires und des Instituts für Stadtplanung aus einer übergreifenden Perspektive mit kleinen Städten und ihrem Narrativ. Es geht ihnen darum, die Modalitäten der Herausbildung dieser performativen territorialen Narrative zu verstehen, die ihrerseits von Metanarrativen[2] beeinflusst werden, sowie die Vielfalt der Strategien, die lokal mit Blick auf die Zukunft umgesetzt werden. Zur Beschäftigung mit dieser Fragestellung untersuchten sie die Rolle lokaler Akteure bei der Entstehung dieser Zukunftsnarrative und der Territorialisierung der öffentlichen Politik sowie die Konflikte, die in diesem Zusammenhang auftauchen können, aber auch die Art und Weise, wie diese Narrative die Stadtentwicklung effektiv beeinflussen.

Da das PPP/PHC-PROCOPE-Programm auf zwei Jahre angelegt ist, bestand das Ziel des ersten Jahres darin, sich gegenseitig kennenzulernen. Das erste Treffen fand im Juni 2023 in Cottbus statt. Ziel war es, dass die Forscher*innen die Forschungsthemen der Partner*innen besser verstehen und beginnen, sich mit den konzeptionellen Fragen rund um die Narrative zu beschäftigen. Ferner führten die Forscher*innen zwei Feldexkursionen nach Drebkau und Weißwasser durch, zwei Bergbaustädte, die ihre Zukunft durch neue Narrative gestalten wollen.

Im Rahmen dieses PPP/PHC-PROCOPE-Programmes und um an Sichtbarkeit zu gewinnen, werden auch das französische und das deutsche Team eine Themengruppe innerhalb der Association of European Schools of Planning (AESOP) bilden, deren Kongress im Sommer in Łódź (Polen) stattfindet.

Langfristig und in Fortführung dieses Programmes streben die beiden Teams eine Zusammenarbeit mit einem polnischen Team an.

Warum das PPP/PHC-PROCOPE-Programm wählen?

Seit der deutschen Wiedervereinigung hat sich die französische Geographie-Forschung auf die Gebiete der ehemaligen DDR konzentriert, da dieses historische Ereignis die räumlichen Strukturen und Dynamiken tiefgreifend verändert hat. Die Zusammenarbeit mit einem Team von Forscher*innen aus diesem Teil Deutschlands ist eine große Chance, die die Feldforschung vor Ort vereinfacht und die Betrachtung dieser Phänomene aus unterschiedlichen Blickwinkeln ermöglicht.

Hinzu kommt, was Dr. Hélène Roth als „[ihre] Affinität für Deutschland“ bezeichnet: Die deutschsprachige Forscherin hat sich in ihrer Dissertation mit den Prozessen der Neuzusammensetzung in den ländlichen Industriegebieten Deutschlands in Grenzregionen sowie mit der Schrumpfung der Städte befasst, von der europaweit vor allem die neuen Bundesländer betroffen sind.

Die Forscher*innen des UMR Territoires und des Instituts für Stadtplanung erhoffen sich von dem PPP/PHC-PROCOPE-Programm eine Hebelwirkung, um gemeinsam an weiteren Forschungsprojekten arbeiten zu können. Sie betrachten diese zwei Jahre als Möglichkeit, den Grundstein für eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen zu legen. Ihr Forschungsprojekt über die Verhältnisse zwischen der Entstehung von Narrativen und Strategien der Stadtentwicklung bildet die erste Etappe dieser Zusammenarbeit.

Zudem bestand auf beiden Seiten der Wunsch, Nachwuchsforscher*innen einzubinden und eine Dynamik unter Doktoranden zu schaffen. So ist dieses PPP/PHC-PROCOPE-Programm für Dr. Hélène Roth und Prof. Hélène Mainet die Gelegenheit, Nachwuchsforscher*innen zu unterstützen, insbesondere was die Internationalisierung ihrer Forschungsarbeit angeht.

Ferner gewinnen die beiden Teams dank ihrer Teilnahme an diesem Programm europaweit an Sichtbarkeit.

„[…] in Clermont ist die Urbanistik zu kleinen Städten ziemlich aktiv und so hatten wir ein gemeinsames Interesse daran, uns ein wenig zu europäisieren.“

Über das PPP/PHC-PROCOPE-Programm

Procope ist das deutsch-französische Programm des Projektbezogenen Personenaustauschs (PPP) und Teil der Hubert Curien-Partnerschaft (PHC). Es wird in Frankreich vom Ministerium für Europa und auswärtige Angelegenheiten (MEAE) und dem Ministerium für Hochschulen und Forschung (MESR) sowie in Deutschland vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) umgesetzt.

Ziel dieses Programms ist es, den wissenschaftlichen und technologischen Austausch zwischen deutschen und französischen Forschungslaboren durch die Förderung neuer Kooperationen und die Beteiligung von Nachwuchswissenschaftler*innen auf hohem Niveau zu verstärken. Die Ausschreibungen für dieses Programm werden in einem jährlichen Rhythmus veröffentlicht.

Weitere Informationen zum PHC-Procope-Programm sowie zu den weiteren Programmen zur Förderung der deutsch-französischen Wissenschaftskooperation finden Sie auf der Website der Wissenschaftsabteilung der Französischen Botschaft: https://www.wissenschaft-frankreich.de/bewerbungsaufruf-procope-2023/

 

[1] Dem französischen Institut für Statistik und wirtschaftliche Studien zufolge sind kleine Städte städtische Einheiten, die zwischen 2 000 und 20 000 Einwohner*innen zählen.

 

[2] Hier ließe sich das Metanarrativ des kleinen Einfamilienhauses mit einem kleinen Garten anführen.