Herkunft von Covid-19: Der Nerz ist laut neuesten Forschungen der wahrscheinlichste Zwischenwirt?

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Eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewählte Delegation von Wissenschaftlern wird nach China reisen, um den Ursprung der Pandemie zu untersuchen. Die zehn internationalen Experten haben jedoch noch nicht die notwendigen Genehmigungen zur Einreise erhalten. Die Verhandlungen über den Abschluss der WHO-Forschungsmission sind im Gange. Dr. Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Deutschland wird dabei sein. Er ist einer von zehn herausragenden Wissenschaftlern, die von der WHO nach einem langen Auswahlverfahren ausgewählt wurden, um die Ursprünge des Virus zurückzuverfolgen und herauszufinden, wie es auf den Menschen übertragen wurde.

Ein Jahr nach Beginn der Pandemie gibt es nur wenige Fortschritte beim Verständnis der Übertragung von Sars CoV-2 auf den Menschen durch die Fledermaus, seinem natürlichen Wirt.

Obwohl diese Hypothese in dem Artikel „Transmission of SARS-CoV-2 on mink farms between humans and mink and back to humans“ des Magazins Nature erwähnt wurde, ist bislang keine Untersuchung durchgeführt worden, um eine logische Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen: die des Ursprungs der Pandemie in einer Pelzfarm. Tatsächlich ist China sowohl der weltgrößte Markt als auch der weltgrößte Produzent von Pelzen, und aus diesem jährlich 20 Mrd. Dollar schweren chinesischen Industriezweig mit mehr als 50 Millionen Tieren. Während herkömmliche Nutztiere (Rinder, Schweine, Geflügel usw.) anscheinend nicht mit dem Coronavirus infiziert werden, gilt für Pelztiere das Gegenteil: Die drei wichtigsten Arten – Nerz, Fuchs und Marderhund – sind hoch anfällig.

Alle Fachleute wissen, dass von der Tierhaltung ausgehende Humanepidemien nichts Außergewöhnliches sind. Es handelt sich um bekannte mikrobielle Brutstätten: Die letzte Influenza-Pandemie im Jahr 2009 zum Beispiel hatte ihren Ursprung in amerikanischen Schweinefarmen – daher der Name Schweinegrippe. Darüber hinaus sagte der „Coronavirologe“ Prof. Christian Drosten, Entdecker von Sars CoV-1 im Jahr 2003 und wissenschaftlicher Berater der deutschen Regierung, bereits im April 2020 in einem Interview mit dem Guardian: „Wenn mir jemand ein paar 100.000 Dollar und einen Pass nach China geben würde, um die Quelle des Virus zu finden, würde ich dort suchen, wo Marderhunde gezüchtet werden. »

Die von Christian Drosten aufgestellte Hypothese, wonach der Marderhund, auch Waschbärhund genannt, das fehlende Bindeglied zwischen der Fledermaus (dem ursprünglichen Wirt dieses Coronavirus, so der wissenschaftliche Konsens) und dem Menschen sein könnte, ist jedoch wenig erforscht. Marderhunde (Nyctereutes procyonoides) – oft verwechselt mit den Waschbären, denen sie ähneln – sind kleine Fleischfresser aus der Familie der Caniden (Hundeartige). Ein Team um Conrad Freuling vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) auf Riems wies im August 2020 experimentell nach (https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.08.19.256800v1 ), dass diese Tiere sich das humane Coronavirus nicht nur einfangen, sondern auch übertragen.

„Wir haben herausgefunden, dass das Virus bei dieser Spezies auf die Nasenhöhle beschränkt bleibt und sich nicht auf die Lunge ausbreitet“, sagt ein Forscher des Deutschen Instituts, „sie sind praktisch krankheitsfrei, wenn sie infiziert sind, und bleiben asymptomatisch, aber ansteckend. Darüber hinaus scheiden sie genug Viren aus, um einen Menschen zu infizieren.“ Diese Eigenschaft macht sie dem Nerz ähnlich, wie wir es in nordeuropäischen Farmen gesehen haben. Der Forscher merkt an, dass die hohe Übertragbarkeit und die geringe Pathologie das Profil eines hochgradig angepassten Virus ist, was ganz im Einklang mit der Hypothese steht, dass diese Arten das „fehlende Bindeglied“ zwischen Fledermäusen und Menschen sind.

Doch dass Christian Drosten den Marderhund vermutet, geht vor allem auf die Sars-Pandemie von 2003 [1] zurück. Denn auch wenn weithin bekräftigt wurde, dass der Larvenroller (Paguma larvata) aus der Familie der Schleichkatzen (Viverriden) diese Krankheit (deren Erreger Sars CoV-1 war) verbreitete, so waren auch Marderhunde infiziert und spielten genauso wahrscheinlich die Rolle des Überträgers auf den Menschen.

Letztlich sind Musteliden (Marderartige), Caniden (Hundeartige) und Viverriden (Schleichkatzenartige) – jene Säugetiere, die im Verdacht stehen, als Überträger zu fungieren – heute die gleichen wie bei der Sars-CoV-1-Epidemie 2003-2004. Nur, dass Schleichkatzen heute im Land tausendmal weniger verbreitet sind als Füchse, Marderhunde und Nerze, die wegen ihres Fells gezüchtet werden. Für die Wahrheitsfindung und zur Verhinderung einer zukünftigen neuen Pandemie scheint es daher unverzichtbar, dass die WHO neine gründliche Untersuchung auf den Farmen, in Shandong und andernorts, anordnet.

Aus dem vorbereitenden Bericht der WHO geht hervor, dass trotz der spürbaren diplomatischen Vorsichtsmaßnahmen gegenüber China ein solches Vorgehen beabsichtigt ist. So heißt es zum Beispiel, dass die Expertenkommission plant, „die Lieferketten aller auf dem Markt verkauften Tiere zu erfassen“, sowohl Wild- als auch Haustiere, um „geografische Gebiete von Interesse für die Durchführung von Tier- und Humanserologie“ zu identifizieren.

Quellen: Magazin Reporterre,

Zeitschriftenartikel: „Wissenschaft“:

Übertragung von SARS-CoV-2 auf Nerzfarmen zwischen Mensch und Nerz und zurück auf den Menschen

Isolierung und Charakterisierung von Viren, die mit dem SARS-Coronavirus verwandt sind, aus Tieren in Südchina https://science.sciencemag.org/content/302/5643/276.full