Innovative Methode gegen Autoimmunerkrankungen

 

David Klatzmann, Patrice Cacoub (Pitié-Salpêtrière Krankenhaus, Paris) und ihren Kollegen der AP-HP, der UPMC, des CNRS und des Inserm [1] ist es gelungen, Patienten mit einer durch Hepatitis C induzierten Autoimmunerkrankung mit einer innovativen Methode erfolgreich zu behandeln. Die Ergebnisse wurden am 30.11.2011 in der internationalen Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht [2] und ebnen neue Wege für die Behandlung von Autoimmun- und Entzündungserkrankungen.

 

Von 300.000 mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) chronisch infizierten Menschen in Frankreich entwickeln 5 bis 10% eine Vaskulitis – eine Autoimmunerkrankung, bei der es zur Entzündung der Blutgefäße kommt und die schwere Folgen für Haut, Nerven und Nieren haben kann. Die Teams von Patrice Cacoub und David Klatzmann konnten vor einigen Jahren aufzeigen, dass diese Patienten unter einem Mangel an regulatorischen T-Zellen (Treg) leiden. Diese Zellen des Immunsystems sind unter anderem für die Vorbeugung von Autoimmunerkrankungen verantwortlich. Werden die Patienten von der Hepatitis C geheilt, normalisiert sich der Treg-Spiegel und die Vaskulitis verschwindet. Vor diesem Hintergrund haben die Forscher im Rahmen der „Anrs HC21 VASCU-IL2“-Studie eine neue Behandlungsmethode für Patienten mit einer durch die chronische Hepatitis C (resistent gegen antivirale Behandlung) verursachten Vaskulitis entwickelt und getestet.

 

Die Forscher haben den Patienten Interleukine-2 (IL-2) in niedriger Dosierung verabreicht, um die Treg-Produktion anzuregen. Dieses Molekül wird bereits bei Nierenkrebs und Melanomen in hoher Dosierung eingesetzt und verursacht beträchtliche Nebenwirkungen. Seine Verabreichung bei Autoimmunerkrankungen ist jedoch a priori paradox, denn diese Krankheiten entstehen häufig dadurch, dass das gesunde Gewebe von besonderen T-Zellen – den Effektor-T-Zellen (Teffs) – angegriffen wird. Ein Risiko bei der neuen Behandlungsmethode bestand auch darin, dass IL-2 ebenfalls diese Teff-Population begünstigen und die Krankheit somit verschlechtern.

 

Die Studie wurde an zehn Patienten durchgeführt. Sie erhielten vier Fünf-Tage-Kuren mit IL-2 in einem Abstand von 3 Wochen mit einer Dosierung, die um ein Zehnfaches geringer war, als bei der Behandlung von Krebs-Patienten. Nach einer Beobachtungszeit von sechs Monaten konnte festgestellt werden, dass die Patienten die Behandlung sehr gut vertragen hatten und dass die Anzahl der Tregs bei allen Patienten deutlich erhöht wurde, ohne gleichzeitig die Teffs zu aktivieren. Des Weiteren wurde eine deutliche klinische Verbesserung bei acht Patienten festgestellt.

 

Diese Ergebnisse zeigen erstmals bei Menschen, dass niedrige Dosierungen von IL-2 eine therapeutische Wirksamkeit bei Autoimmunerkrankungen aufweisen. Sie eröffnen somit neue Behandlungsmöglichkeiten bei Diabetes, rheumatischer Polyarthritis, multipler Sklerose, Lupus… Eine klinische Studie für eine IL-2-Therapie bei Diabetes wurde bereits jetzt am Pitié-Salpêtrière Krankenhaus in Paris gestartet.

 

[1] AP-HP – staatliche Krankenhauseinrichtung von Paris

UPMC  – Pierre und Marie Curie Universität

CNRS   – französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung

Inserm  – französisches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung

[2] Originalpublikation: „Regulatory T-Cell Responses to Low-Dose Interleukin-2 in HCV-Induced Vasculitis“, New England Journal of Medicine – 01.12.11 – http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1105143

 

Kontakt:

– Catherine Goupillon-Senghor, Céline Giustranti – Pressestelle des Institut Curie – Tel: 0033 1 56 24 55 23/24 – E-Mail: service.presse@curie.fr

 

Quelle: Pressemitteilung des Inserm – 21.11.11 – http://www.inserm.fr/espace-journalistes/resultats-de-l-essai-anrs-hc21-vascu-il2-une-nouvelle-approche-pour-le-traitement-des-maladies-auto-immunes

 

Redakteurin: Claire Cécillon, claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr