Ist schlechter Schlaf wirklich ein Risiko für Alzheimer?

Der Schlaf gehört dabei zu den Faktoren, die besonderes Interesse wecken, da Daten nahelegen, dass schlechter Schlaf mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko einhergehen könnte. Diese Aussage wurde zudem sehr oft in den Medien aufgegriffen, manchmal auf ziemlich alarmierende Weise: Aber wie sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema?

Es ist seit langem bekannt, dass Schlafprobleme zu den häufigsten Symptomen von Alzheimerpatienten gehören, und zwar bereits in den frühen Stadien der Krankheit. Seit einigen Jahren deutet eine wachsende Zahl von Studien darauf hin, dass die Beziehung zwischen Schlaf und Alzheimer-Krankheit tatsächlich „bidirektional“ ist: Die für die Alzheimer-Krankheit typischen Läsionen treten in den Regionen auf, die den Schlaf kontrollieren, und verschlechtern so die Qualität des Schlafs. Umgekehrt erhöhen Schlafstörungen das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, da sie die Ansammlung von toxischen Proteinen begünstigen.

Schlafstörungen sind also ein Risikofaktor, der beeinflusst werden kann. Darüber hinaus könnten Schlafstörungen ein früher Marker für die Krankheit im präklinischen Stadium sein, bevor die ersten kognitiven Beeinträchtigungen auftreten.

Die verfügbaren Daten stützen sich hauptsächlich auf Tiermodelle und beziehen sich auf die am besten charakterisierten Biomarker der Krankheit: dem Vorhandensein von Aggregaten des β-Amyloidpeptids und des Tau-Proteins im Gehirn. So haben mehrere Studien gezeigt, dass Tiere mit Schlafentzug hohe Werte dieser toxischen Proteine aufwiesen, die mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Bei Menschen deuten Daten darauf hin, dass Schlafentzug den Spiegel des β-Amyloidpeptids und des Tau-Proteins in der Gehirnflüssigkeit erhöht.

Einige Forschungen konzentrieren sich deshalb auf die Identifizierung der zugrunde liegenden Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und der Entwicklung der Krankheit erklären könnten.

Es ist jedoch nach wie vor schwierig, mit Sicherheit zu sagen, welche Aspekte des Schlafs wirklich entscheidend sind, um den Verlauf der Krankheit vorherzusagen. Ist Alzheimer eher eine Folge von Schlafmangel und zu kurzen Nächten, von Einschlafschwierigkeiten oder von Durchschlafproblemen? Es ist deshalb wichtig, sich eingehender mit diesem Thema zu befassen.

Zu den herausragenden Arbeiten auf diesem Gebiet gehört eine Studie aus dem Jahr 2013, die zeigte, dass Menschen, die im Durchschnitt weniger als 6 Stunden pro Nacht schliefen, höhere Mengen an β-Amyloid-Proteinen im Gehirn aufwiesen, was darauf hindeutet, dass eine kurze Schlafdauer das Risiko für Alzheimer erhöht.

Diese Ergebnisse wurden durch epidemiologische Studien gestützt, die insbesondere am Inserm durchgeführt wurden und zeigen, dass Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, die wenig schlafen (Schlafdauer von höchstens 6 Stunden pro Nacht), langfristig ein höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.

Es gibt ferner Studien, die sich auf bestimmte Störungen – wie Schlafapnoe oder Schlaflosigkeit – konzentrieren und die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung kognitiver Probleme und/oder eine höhere Anfälligkeit bestimmter Gehirnregionen für die typischen Läsionen der Krankheit zeigen. Andere Studien haben gezeigt, dass negative Gedanken, die insbesondere beim Zubettgehen auftreten, ebenfalls schädliche Auswirkungen auf das Gehirn haben.

Die Wissenschaftler sind jedoch der Ansicht, dass es Möglichkeiten gibt, die mit Schlafproblemen verbundenen Risiken zu reduzieren.

Beispielsweise beschäftigen sich derzeit verschiedene Forschungen mit den Auswirkungen von körperlicher Aktivität oder kognitiver Reserve (Fähigkeit, alters- oder krankheitsbedingten Veränderungen im Gehirn entgegenzuwirken oder diese zu überwinden) auf die Schlafqualität.

Untersucht werden ebenfalls Möglichkeiten zur Vorbeugung von Demenz, wie Meditation. Eine Pilotstudie mit fachkundigen Teilnehmern, die mehr als 10.000 Stunden meditierten, hat gezeigt, dass Meditation einen positiven Effekt auf die Gehirnalterung hat: Sie verringert Stress, Angst, negative Emotionen und Schlafprobleme, die sich mit zunehmendem Alter tendenziell verstärken. Diese Ergebnisse müssen jedoch noch bestätigt werden und sind Gegenstand eines europäischen Projekts, das in Caen mit älteren Menschen durchgeführt wird.

Quelle : INSERM