Neuer Therapieansatz für die Krebsforschung
Eine der aktuellen Herausforderungen für die Krebsbehandlung ist eine bessere Anpassung an den Patienten: man spricht hier von der personalisierten Medizin, bei der das Gen- und das Stoffwechselprofil erfasst werden.
Französische Forscher des Inserm und des CNRS vom Institut für Genetik, Molekular- und Zellbiologie (IGBMC) und vom Forschungsinstitut der Biotechnologie School of Strasbourg (IREBS) erforschten das PARG-Molekül, das zu den vielversprechenden therapeutischen Zielen gehört, und hoben die Rolle dieses Moleküls bei der Genexpression hervor. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Molecular Cell veröffentlicht [1].
Im Laufe ihres Lebens sind Zellen häufig Stress ausgesetzt, was zur Schädigung der DNA führen kann. Die Zellen verfügen jedoch über verschiedene Systeme, mit denen sie diese Schäden reparieren können. Gelingt dies nicht, können sie sich nicht mehr teilen und sterben, oder es treten Anomalien auf, die eine Tumorentstehung begünstigen.
Eines dieser eingesetzten Reparatursysteme ist die Poly-ADP-Ribosylierung, bei der bestimmte Moleküle – die Poly-ADP-Ribose-Polymerasen (PARPs) – aktiviert werden. Sie spüren die DNA-Strangbrüche auf und bewirken die Synthese der Poly-ADP-Ribosen. Diese verbinden sich mit den Proteinen und ermöglichen so die Reparatur der Schädigung. Schlägt die Reparatur fehl, kann es zur Bildung von Tumorzellen kommen.
Um den Tod dieser Zellen sicherzustellen, wollen die Forscher die PARP hemmen. Solche Inhibitoren (Hemmstoffe) werden derzeit in einem klinischen Test auf ihr Potential als therapeutisches Zusatzmittel untersucht, um Krebszellen für chemotherapeutische Behandlungen zu sensibilisieren.
Den Forschern war bekannt, dass die Poly-ADP-Ribosylierung auch umkehrbar ist und über die Poly-ADP-Ribose-Glucohydrolase (PARG) reguliert wird. PARG und PARP scheinen somit ein ″Team″ von Molekülen zu bilden, die für die Unversehrtheit des Genoms sorgen. Die Forscher konnten aufzeigen, dass die PARG, neben ihrer Aufgabe der Genomreparatur, bei der Modulation der Transkriptionsaktivität der Zelle eine Rolle spielen. Die PARG potenzieren die Wirkung der genotoxischen Stoffe und machen es, neben den PARP, somit zu einem vielversprechenden therapeutischen Ziel bei der Behandlung bestimmter Krebsarten.
Dies ist die erste Studie, die den Wirkungsmechanismus der PARG bei der Genexpression deutlich herausstellt.
[1] ″Poly(ADP-ribose) glycolhydrolase regulates retinoic acid receptor-mediated gene expression″
Nicolas Le May, Izam Iltis, Jean-Christophe Amé, Alexander Zhovmer, Denis Biard, Jean-Marc Egly, Valérie Schreiber and Frédéric Coin. – http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1097276512008210
Kontakte:
– IGBMC, Department of Functional Genomics and Cancer, CNRS/INSERM/Universität Straßburg, BP 163, 67404 Illkirch Cedex, C.U. Strasbourg, France
– UMR7242 Biotechnology and Cell Signaling, Universität Straßburg, CNRS, Exzellenzlabor MEDALIS, ESBS, Bd S. Brant, BP 10413, 67412 Illkirch, France
– CEA-DSV-iRCM, INSERM U935. Institut A. Lwoff-CNRS 7 rue Guy Moquet, 94800 Villejuif, France
Quelle: Pressemitteilung des CNRS – 27/10/2012 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/2891.htm
Redakteur: Louis Thiebault, louis.thiebault@diplomatie.gouv.fr – http://www.sciences-allemagne.fr