Die Tropen: Ursprung der Vielfalt bei Säugetieren

Bereits im 19. Jahrhundert stellten die Forscher fest, dass einige Regionen artenreicher sind als andere, und dass die Tropen eine größere Biodiversität aufweisen als gemäßigte Klimazonen. Warum also gibt es mehr Arten in den Tropen?

 

Im Rahmen einer aktuellen Studie [1] untersuchten die Wissenschaftler existierende Säugetierarten und entdeckten dabei einen doppelten Wirkmechanismus: In den Tropen bilden sich neue Säugetierarten schneller heraus als in Regionen mit gemäßigtem Klima und sie sterben dort auch langsamer aus.

 

Vier französische Forscher – Jonathan Rolland, Fabien Condamine, Frédéric Jiguet und Hélène Morlon (École Polytechnique [2], CNRS [3], Naturkundemuseum) – haben mathematische Modelle auf weltweite Datenbanken über Säugetiere angewandt, um Antworten auf die Frage zu finden, die Ökologen und Evolutionsbiologen bereits seit Jahrzehnten fasziniert: Wie kam es zu dieser großen Artenvielfalt in den Tropen?

 

Eine Hypothese ging davon aus, dass die Diversifikation in den Tropen deutlich größer war als in den gemäßigten Klimaregionen. Eine Verbindung zwischen der Diversifizierung und dem Breitengrad konnte jedoch nie nachgewiesen werden. Vor 80 Millionen Jahren herrschte auf der Erde weitestgehend tropisches Klima; Erblinien tropischer Arten könnten demzufolge deshalb zahlreicher sein, weil sie mehr Zeit hatten, sich herauszubilden.

 

Die Forscher konnten aufzeigen, dass sich mit Hilfe mathematischer Modelle die Auswirkungen der Artbildung und des Aussterbens von Arten in tropischen und gemäßigten Klimazonen auf den Lebensbaum aufspüren lassen. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Evolutionsforschung.

 

Darüber hinaus ermöglicht diese Entdeckung eine Überprüfung der alten Hypothesen und rückt die Diversifikation als wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt von Säugetieren in den Tropen wieder in den Vordergrund. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher die direkten Ursachen für diese Unterschiede in der Diversifizierung, wie Temperatur oder Niederschlag untersuchen.

 

[1] Faster Speciation and Reduced Extinction in the Tropics Contribute to the Mammalian Latitudinal Diversity Gradient. Rolland J, Condamine FL, Jiguet F, Morlon H (2014) PLoS Biol 12(1): e1001775. doi:10.1371/journal.pbio.1001775. Veröffentlicht am 28. Januar in der Fachzeitschrift PLoS Biology.

[2] Die École polytechnique zählt zu den angesehensten zwei der für Frankreich typischen als grandes écoles bezeichneten Elitehochschulen. Die École polytechnique ist besonders für ihr Ingenieurstudium polytechnicien berühmt, bietet jedoch auch zweijährige Masterstudien sowie Promotionsstudien an. Sie gehört heute zu ParisTech (siehe Wikipedia).

[3] CNRS – französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung

 

Weitere Informationen:

Claire Lenz – Ecole Polytechnique – Tel.:+ 33 1 69 33 38 70 / + 33 6 30 12 42 41 – E-Mail: claire.lenz@polytechnique.edu

Raphaël de Rasilly – Ecole Polytechnique – Tel.: + 33 1 69 33 38 97 / + 33 6 69 14 51 56 – E-Mail: raphael.de-rasilly@polytechnique.edu

 

 

Quelle: Pressemitteilung des CNRS – 28.01.2014http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3411.htm

 

Redakteur:Clément Guyot, clement.guyot@diplomatie.gouv.fr