Das „Comité stratégique de filière nucléaire“ setzt weitere Akzente in der Neustruktierung der französischen Kernenergielandschaft

 

Das auf Wunsch von Staatspräsident Nicolas Sarkozy (Sitzung des „Conseil de politique nucléaire“ vom 21.2.2011) durch Vereinbarung zwischen den Beteiligten ins Leben gerufene Gremium trat am 17.1.2012 zu seiner zweiten Sitzung zusammen; den Vorsitz des Gremiums liegt in den Händen von Industrieminister Érich Besson und dem Vorstandsvorsitzenden von EDF Henri Proglio als Stellvertretenden Vorsitzenden.

Dem „Comité stratégique gehört die Gesamtheit der Akteure des Kernenergiesektors (Ingenieurgesellschaften, Dienstleister, Hersteller von Ausrüstungsgegenständen, Unternehmen der Brennstoffherstellung, Betreiber von KKW, Unterauftragnehmer, Gewerkschaften) an.  Es soll die Beziehungen und Partnerschaften zwischen den verschiedenen Sektoren der einschlägigen französischen Industrie verstärken.

Am 17.1.2012 standen auf der Tagesordnung des „Comité stratégique de filière nucléaire“:

  • die zügige Durchführung der kürzlich im Nachgang zu Fukushima getroffenen Entscheidungen der „Autorité de sûreté nucléaire“ (ASN / „Evaluations complémentaires de sûreté“)
  • die Übertragung von Arbeiten in sensiblen Bereichen von Kernenergieanlagen an Unterauftragnehmer
  • die in der zweiten Januar-Woche zwischen Industrieminister Éric Besson und Forschungsminister Laurent Wauquiez festgelegten Modalitäten  betreffend die Gründung eines gemeinsamen Forschungsinstituts zwischen dem „Commissariat à l‘ énergie atomique et aux énergies renouvelables“ (CEA), EDF und Areva

    Das geplante gemeinsame Institut soll die Forschungsaktivitäten für den derzeitigen Bestand der 58 französischen KKW, für die künftigen Reaktoren der dritten Generation sowie der späteren vierten Generation unter einem Dach zusammenführen; ebenso die Forschung auf dem Gebiet der Brennelemente.
    Aus der Sicht von Sachverständigen erscheinen die Ziele, die man sich gesetzt hat, außerordentlich ehrgeizig: die gemeinsame Ausarbeitung der Forschungsprogramme, die Entwicklung einer gemeinsamen Vision hinsichtlich der weiteren Entwicklung im Kernenergiesektor in kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive, die Annäherung der bisher getrennt arbeitenden Forscher- und Ingenieurteams in gemeinsamen Laboratorien. Le Figaro (Économie: „Réunion au sommet de la filère nucléaire“) vom 13.1.2012 sieht darin eine „kleine Revolution“ in einer äußerst sensiblen Industriebranche, „deren Akteure sich seit Jahren mit gezogenen Messern gegenüberstehen“.

    Alle hiermit zusammenhängenden Fragen müssen auf Wunsch der Regierung bis zum Ende des ersten Halbjahres 2012 von CEA, EDF und AREVA einer Lösung zugeführt werden (Aufgabenbeschreibung des Instituts, seine Leitungsstrukturen, die Modalitäten seiner Finanzierung und die sensiblen Fragen der gewerblichen Schutzrechte).

    Die französische Regierung will damit unter Beweis stellen, dass der französische Kernenergiesektor “ sich im Inland und im Ausland im Gleichschritt bewegen kann“ („peut marcher d‘ un seul pas“); dies umso mehr, als der französische Rechnungshof seinen Bericht zu den Kosten der Kernenergie Ende Januar 2012 veröffentlichen wird.

 Quelle: Le Figaro (Économie) vom 13.1.2012Weitere Informationen

 

 

Redaktion:Dr. Hermann Schmitz-Wenzel, DFGWT – Deutsch-Französische Gesellschaft für Wissenschaft und Technologie e. V.