Lässt sich das Wetter des 18. und 19. Jahrhunderts bald nachvollziehen?

Im Rahmen des CHEDAR[1]-Projekts soll die Leistungsfähigkeit von numerischen Modellen zur Simulation von typischen Wettersequenzen (Kälte- oder Hitzewellen, Wetterereignisse nach Vulkanausbrüchen usw.) des 18. und 19. Jahrhunderts – vor der Errichtung großer vernetzter Wetterstationen – bewertet werden. Finanziert von der ANR (französische Forschungsförderagentur) vereint es Klimatologen des LSCE (Projektkoordinator), des LMD [3] (CNRS/ENS/Universität Pierre und Marie Curie/Ecole Polytechnique), von Météo-France und Historiker des CHRQ [4] (CNRS/Universität Caen).

 

Eine der ersten Etappen des Projekts – die Digitalisierung der Wetteraufzeichnungen aus den Archiven der „Société royale de médecine“ (heute „Société de médecine de Paris“) wurde gerade abgeschlossen. Die Dokumente stehen der Öffentlichkeit auf der Website http://meteo.academie-medecine.fr zur Verfügung.

 

Das Projekt berücksichtigte auch medizinische Daten von Krankenhäusern (Folgen von Katastrophen), aus regionalen und kommunalen Archiven und von Beobachtungen von Hobby-Wissenschaftlern. Des Weiteren wurden Daten aus den Jahren 1781-1790 des damals zweitgrößten europäischen Netzwerkes von Wetterstationen genutzt, die in 24 Städten Osteuropas und in Frankreich (Dijon, Marseille, La Rochelle) installiert waren.

 

Dieses Archivmaterial setzt sich jedoch aus heterogenen und punktuellen Daten zusammen, die mit verschiedenen Messtechniken an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten gesammelt wurden. Aus diesem Grund haben die Forscher eine numerische Simulation entwickelt, um die wichtigsten Wetterzyklen des 18. und 19. Jahrhunderts quantitativ und einheitlich beschreiben zu können. Die gesammelten Datensätze dienen als Vergleichswerte, um die Zuverlässigkeit der Modelle zur Beschreibung von Klimakatastrophen der Vergangenheit zu bewerten.

 

Die ersten Ergebnisse des Projekts werden für 2014 erwartet. Wird die Zuverlässigkeit der Simulationen bestätigt, werden die Wissenschaftler über eine verlässliche Datenbank und über Modelle verfügen, um langfristige Wettersequenzen beschreiben zu können.

 

[1] CHEDAR – Climate, Health and Environment: Data Rescue and modelling

[2] LSCE – französisches Labor für Klima- und Umweltforschung – gemeinsames Projekt der CEA (Behörde für Atomenergie und alternative Energien), des CNRS (französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung) und der UVSQ (Universität von Versailles und Saint-Quentin en Yvelines)

[3] LMD – Labor für dynamische Meteorologie

[4] CHRQ – Forschungszentrum für quantitative Geschichte

Quelle: Pressemitteilung der CEA – 04.04.2012 – http://www.cea.fr/le_cea/actualites/projet_chedar_meteo_des_18_et_19e_siecles-80729

Redakteur: Charles Collet, charles.collet@diplomatie.gouv.fr