Ausbau der deutsch-französischen Zusammenarbeit bei der Suche nach Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln

Das deutsch-französische Seminar über Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln fand am 27. März 2024 in der Französischen Botschaft in Berlin statt. Diese Veranstaltung ist aus einer zum Abschluss des Deutsch-Französischen Ministerrats am 22. Januar 2023 angekündigten gemeinsamen Initiative der Landwirtschaftsminister Frankreichs und Deutschlands, Marc Fesneau und Cem Özdemir, hervorgegangen.

Bei der von Avril Gommard, Botschaftsrätin für Landwirtschaft der Französischen Botschaft in Berlin, und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern koordinierten Veranstaltung kamen, in Anwesenheit der Landwirtschaftsminister Frankreichs und Deutschlands, Akteure der wissenschaftlichen Forschung zu Wort.

Nach der Eröffnung durch Emmanuel Cohet (Gesandter der Französischen Botschaft in Berlin) und den einleitenden Worten von Maud Faipoux (Generaldirektorin für Ernährung im französischen Ministerium für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität, MASA) und Dr. Burkhard Schmied (Leiter der Abteilung Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau, Agrarsozialpolitik, Steuern und Agrarstatistik im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL) folgten mehrere Präsentationen, die sich mit den wissenschaftlichen Aspekten der agrarökologischen Wende befassten.

Prof. Dr. Frank Ordon, Präsident des Julius Kühn-Instituts (JKI), und Prof. Dr. Christian Huyghe, Wissenschaftlicher Direktor für Landwirtschaft des Institut national de recherche pour l’agriculture l’alimentation et l’environnement (INRAe), leiteten die Betrachtungen zu dem Thema mit zwei Präsentationen ein, in denen sie die Herausforderungen, die mit einer produktiven Landwirtschaft ohne chemische Pestizide in Europa verbunden sind, und die Innovationen zum nachhaltigen Pflanzenschutz vorstellten. Die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ist eine Hauptursache für den drastischen Rückgang der Insekten-Biomasse. Zudem fördert der Klimawandel die Einwanderung und dauerhafte Ansiedlung von Schadorganismen in den Pflanzenkulturen. Diese Faktoren tragen zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Erträge bei. Vor diesem Hintergrund haben Prof. Dr. Ordon und Prof. Dr. Huyghe Perspektiven für eine Landwirtschaft aufgezeigt, die weniger abhängig von Pestiziden ist: Dazu zählen unter anderem eine Erhöhung der Vielfalt der Agrarlandschaften und Anbaupraktiken sowie der Einsatz von Biokontrolle und Instrumenten der genetischen Selektion. Prof. Dr. Huyghe hob das Phänomen der soziotechnischen Blockaden hervor, das integrative Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich macht, damit die Nutzung von Alternativen zu Pestiziden ausgebaut werden kann.

Mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem INRAe und dem JKI folgte anschließend ein Höhepunkt des Seminars. Das INRAe und das JKI verbindet bereits eine langjährige Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Entwicklung von Rebsorten, die gegen Blattkrankheiten resistent sind, sowie im Rahmen der PlantAlliance und der Wheat Initiative und zuletzt beim Aufbau und bei der Verwaltung der europäischen Forschungsallianz „Towards a chemical pesticide-free agriculture“. Die beiden Institute beteiligen sich gemeinsam an zahlreichen europäischen Projekten. Durch die Unterzeichnung dieser gemeinsamen Absichtserklärung, die in beiden Ländern zur Entwicklung zukünftiger Pflanzenproduktionssysteme vor dem Hintergrund des Klimawandels beitragen soll, sorgen sie für eine weitere Stärkung ihrer Zusammenarbeit. Auf diese Weise wird auf das Engagement von Forschenden aufmerksam gemacht, die nach Lösungen für eine nachhaltige, resiliente, produktive und dem Nahrungsmittelbedarf gerecht werdende Landwirtschaft suchen. Auch die deutsch-französische Zusammenarbeit in der Agrarforschung wird so gefestigt.

Loïc Agnès (MASA) stellte anschließend die Maßnahmen der nationalen französischen Strategien bezüglich der Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln vor, die mit Blick auf die Ziele zur Reduzierung der Nutzung von Pestiziden und der mit ihnen verbundenen Risiken beschlossen wurden: Dabei ging es insbesondere um den strategischen Aktionsplan zur Vorbereitung auf die mögliche Marktrücknahme von Wirkstoffen auf europäischer Ebene und die Entwicklung von alternativen Pflanzenschutztechniken (plan d’action stratégique pour l’anticipation du potentiel retrait européen des substances actives et le développement de techniques alternatives pour la protection des cultures, PARSADA).

Prof. Dr. Johannes Jehle (JKI) und Dr. Sabine Andert (JKI) stellten zum einen das Potenzial der Biokontrollmethoden und die damit verbundenen Herausforderungen und zum anderen die Herausforderungen der Forschung für eine Transformation im Bereich der Kulturpflanzen vor.

Schließlich stellten sich das INRAe, in Person von Maud Blanck, mit AgroWise und das JKI, in Person von Silke Dachbrodt, mit Fortuna gegenseitig ein Forschungsprojekt vor, bei dem Frankreich und Deutschland zusammenarbeiten und federführend tätig sind, ehe Prof. Dr. Frank Ordon, Prof. Dr. Christian Huyghe, Cornelia Berns (BMEL) und Avril Gommard für eine Abschlussrunde zusammenkamen.

Im Laufe dieses Seminartages haben die Präsentationen und Diskussionen vielversprechende Perspektiven für die agrarökologische Wende der landwirtschaftlichen Betriebe und die Senkung ihrer Abhängigkeiten von chemischen Hilfsmitteln aufgezeigt und den wertvollen Beitrag der wissenschaftlichen Forschung zur Gestaltung der öffentlichen Politik vor Augen geführt. Diese Überlegungen konnten bereits eine Vorstellung der Gespräche vermitteln, die im Rahmen des deutsch-französischen Forschungsforums Anfang 2025 in Berlin stattfinden werden.