Emmanuel Macron weiht den ersten Offshore-Windpark Frankreichs vor der Küste von Saint-Nazaire ein
Der Präsident wird auch die Chantiers de l’Atlantique in Saint-Nazaire besuchen, wo die Windkraftanlagen vor ihrer Installation auf See zusammengebaut werden. Der Park vor Saint-Nazaire ist der allererste in einer Reihe von Offshore-Windparks, deren Errichtung der Staatschef angesichts der Energiekrise beschleunigen will. Der Elysée-Palast verspricht: „Dies ist der Anfang des Weges, ein erster Schritt hin zum massiven Ausbau der erneuerbaren Energien“.
Das Motto lautet, die „Energiesouveränität“ Frankreichs zu stärken, da die Preise für Kohlenwasserstoffe in die Höhe schnellen und der Krieg in der Ukraine zu Engpässen führen kann, und den großen Rückstand des Landes bei den erneuerbaren Energien im Vergleich zu seinen Nachbarn zu verringern.
Der Staatschef fuhr mit einem Boot zu dem Standort der 80 Windkraftanlagen, die 12 bis 20 Kilometer vor der Küste von Le Pouliguen und Le Croisic aufgestellt sind. Der von EDF betriebene Windpark wird bis Ende des Jahres vollständig in Betrieb genommen. Er wird dann eine Leistung von 480 Megawatt (MW) erzeugen, die den Bedarf von 700.000 Menschen decken kann.
Der Staatschef wird seinen Besuch nutzen, um die Schwerpunkte des Gesetzentwurfs zur „Beschleunigung der erneuerbaren Energien“ zu erläutern, der am Montag im Ministerrat vorgestellt werden soll.
Der Text zielt darauf ab, die Fristen für die Umsetzung von Projekten zu verkürzen, indem die Verwaltungsverfahren vereinfacht und die Dauer der Prüfung von Einsprüchen, die von Umweltschützern, Fischern und Anwohnern eingereicht werden, begrenzt werden. Heute dauert es in Frankreich durchschnittlich zehn Jahre, bis eine Offshore-Anlage in Betrieb genommen wird, in Deutschland sind es fünf, im Vereinigten Königreich sechs Jahre. Bei Onshore-Windkraftanlagen dauert es sieben Jahre, doppelt so lange wie in Spanien oder Deutschland, und auch bei der Photovoltaik sieht es nicht viel besser aus.
Ziel ist es, bis
2050 etwa 50 Parks zu errichten
Mit diesem Vorhaben will Emmanuel Macron der Linken und den Umweltschützern entgegenkommen, während er parallel dazu den Schwerpunkt auf Kernthemen der Rechten wie die Renten oder die Arbeitslosenversicherung legt.
Am 10. Februar hatte sich Emmanuel Macron in Belfort für den Einstieg in die Offshore-Windenergie entschieden und sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 rund 50 Parks mit einer Kapazität von 40 Gigawatt zu errichten. Bisher wurden sieben Parks an Betreiber vergeben: Nach Saint-Nazaire begann der Bau in Saint-Brieuc, wo dies für Reibungspunkte mit den Fischern sorgte, sowie in Courseulles-sur-Mer und Fécamp. Für die Zeit danach wurden weitere Ausschreibungen veröffentlicht, darunter zwei im Mittelmeer. In Oléron wurden Rechtsmittel eingelegt, um das Projekt weiter aufs Meer hinaus zu verschieben.
Bei der Onshore-Windkraft trat der Staatschef hingegen auf die Bremse: Die derzeitige Kapazität soll nicht mehr über zehn, sondern über dreißig Jahre verdoppelt werden. Er kündigte auch eine Wiederbelebung der Kernenergie mit dem Bau von sechs EPR2-Reaktoren bis 2035 sowie eine Verzehnfachung der installierten Solarleistung bis 2050 an.
„Erleichterte Bearbeitung“ der Dossiers
Mehrere NGOs, darunter France nature environnement (FNE), kritisierten Bestimmungen des Gesetzentwurfs, die auf eine Vereinfachung der Verfahren abzielen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse „unter Einhaltung der öffentlichen Anhörungsverfahren und des Umweltrechts“ erfolgen, plädierten sie. Die Regierung zog am Mittwoch letztendlich einen der kritisierten Artikel zurück.
France Energie Eolienne ist der Ansicht, dass der Text in absehbarer Zeit dazu beitragen kann, die erneuerbaren Energien in der Landschaft zu verankern, insbesondere durch die Reduzierung der Stromkosten für die Anwohner der Windparks oder die Planung der Offshore-Windenergie nach Küstenabschnitten für eine längerfristige Vision.
Um das Verfahren zu beschleunigen, setzt die Windkraftbranche jedoch vor allem auf ein kürzlich veröffentlichtes Rundschreiben, in dem die Präfekten aufgefordert werden, eine „erleichterte Bearbeitung“ der Anträge zu ermöglichen. Denn die Entwickler von Onshore-Windkraftanlagen haben in den letzten drei Jahren mit ansehen müssen, wie die Zahl der Genehmigungen in den Keller ging, wodurch sich Frankreich immer weiter von seinen Zielen entfernt hat.
Vor dem Hintergrund einer angespannten Stromversorgung und der Nichtverfügbarkeit eines Teils der Kernkraftwerke werden Windkraft, Solarenergie und Biogasanlagen bis 2025 „die einzigen Mittel sein, um zusätzliche Megawattstunden zu erzeugen“, argumentieren ihre Vertreter. Im Jahr 2021 wurden 24 % der Stromerzeugung durch erneuerbare Technologien (Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Bioenergie), 69 % durch Kernenergie und 7 % durch fossile Brennstoffe gedeckt.
Quelle: nach einem Artikel der Zeitung Le Monde