CERN erzielt Fortschritte hin Open-Access-Publikationen

2014 hat die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) eine Politik verabschiedet, die vorsieht, dass alle Artikel, die von CERN-Autor:innen verfasst wurden und Originalforschung im Rahmen eines Peer-Review-Verfahrens darstellen, frei zugänglich veröffentlicht werden sollen; die Publikationen werden der ganzen Welt kostenlos zur Verfügung gestellt, so dass sie gelesen werden können und ihre Inhalte unter Angabe der Quelle übernommen werden können. Diese Richtlinie ist Ausdruck der moralischen Verpflichtung des CERN als einer Organisation, die durch öffentliche Gelder (d. h. die Beiträge ihrer Staaten) finanziert wird. Dank dieser Politik wurden im Jahr 2021 93,7 % der 1.058 Veröffentlichungen von CERN-Autor:innen als Open-Access-Publikationen veröffentlicht.

Um den CERN-Autor:innen bei der Einhaltung dieser Politik zu helfen, hat der CERN-Scientific Information Service (SIS) eine Reihe von Mechanismen eingeführt, durch die der Open-Access-Anteil in den CERN-Publikationen allmählich steigt.

Der wichtigste dieser Mechanismen ist das SCOAP3 (Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics), das den freien Zugang zu Forschungsarbeiten im Bereich der Hochenergiephysik ermöglicht, die in 11 der wichtigsten Zeitschriften des Fachgebiets veröffentlicht wurden. Diese Initiative, die von einer weltweiten Gemeinschaft von über 3.000 Bibliotheken unterstützt wird, hat die Open-Access-Veröffentlichung der meisten Forschungsarbeiten des CERN ermöglicht. Aufgrund dieses umfassenden Ansatzes, der das gesamte Fachgebiet betrifft, konnten zudem Wissenschaftler aus aller Welt von diesem System profitieren. Seit seinem Start im Jahr 2014 hat SCOAP3 dazu geführt, dass fast 50.000 Forschungsartikel von Autoren aus über 120 Ländern im Open Access veröffentlicht wurden.

Darüber hinaus ermöglichen die – immer zahlreicher werdenden – Vereinbarungen, die der SIS mit den einschlägigen Verlagen geschlossen hat, auch die Veröffentlichung von CERN-Forschungsarbeiten im Open Access. Seit 2020 wurden nicht weniger als sieben Read & Publish-Vereinbarungen (die das Recht auf Open Access-Veröffentlichung mit dem Nur-Lese-Zugang zum Inhalt kombinieren) mit AIP, APS, Elsevier, IEEE, IOP, Springer-Nature und Wiley unterzeichnet. In diesem Rahmen sind CERN-Autor:innen nun in der Lage, ihre Artikel in über 3.800 Zeitschriften im Open Access zu veröffentlichen. Diese Vereinbarungen ermöglichen diese Art der Veröffentlichung für CERN-Teams, aber in vielen Fällen auch für Kollaborationen von CERN-Experimenten.

In Bezug auf die Auswahl der Fachzeitschriften für die Veröffentlichung von Artikeln ist es wichtig zu beachten, dass die Forschungsförderungsorganisationen bei der Bewertung von Forschungsvorschlägen immer weniger Gewicht auf die Impact-Faktoren (Anzahl der Zitationen) der Zeitschriften legen. So heißt es beispielsweise im neuen Leitfaden der Europäischen Kommission für das Programm Horizont Europa (nur auf Englisch): „Die Bedeutung der Fachartikel wird nicht auf der Grundlage des Impact-Faktors der Zeitschrift, in der sie veröffentlicht wurden, bewertet, sondern auf der Grundlage einer qualitativen Bewertung durch den Autor für jeden Artikel.“ Nach dem Pariser Appell zur Forschungsevaluierung ist eine breite Koalition aus europäischen Institutionen und Geldgebern dabei, die Prozesse und Praktiken der Forschungsevaluierung zu reformieren und dabei qualitativere Kriterien zu fördern.

Quelle : CERN

Autor :Joachim Mnich