Gaia-X, das deutsch-französische Cloud-Projekt für Europa?

Ziel von Gaia-X ist nicht die Schaffung von etwas gänzlich Neuem. Es geht vielmehr um die Etablierung gemeinsamer Regeln und Standards, auf deren Grundlage sich Unternehmen in dieses Projekt einbringen können. Mittelfristig will dieses Ökosystem europäische und nicht-europäische Akteure miteinander verbinden, die Cloud-Infrastrukturen und/oder -Dienste anbieten. Bislang haben 22 Unternehmen – jeweils zur Hälfte aus Deutschland und Frankreich – eine Absichtserklärung unterzeichnet:

  • Aus Frankreich: der Telekommunikationskonzern Orange, die IT-Spezialisten OVHcloud, Atos, Amadeus oder Dassault Systems, Safran, das Institut Mines-Télécom, sowie der Energiekonzern EDF.
  • Aus Deutschland: Deutsche Telekom, SAP, Siemens, Bosch, BMW, die Fraunhofer-Gesellschaft sowie kleinere Cloudspezialisten wie German Edge Cloud.

So müssen die beteiligten Unternehmen beispielsweise angeben, wo ihre Daten gespeichert sind, wo sich ihre Rechenzentren befinden, ob sie Regeln wie dem RGPD oder dem American Cloud Act unterliegen, nach welchen Standards sie arbeiten, usw. Cédric Prévost, Abteilungsleiter bei Orange, spricht von „obligatorischen Transparenzmerkmalen“. Kunden werden die Möglichkeit erhalten, entsprechend ihrer Kriterien über eine Suchmaschine nach dem passenden Anbieter zu suchen.

„Darüber hinaus muss das Ökosystem eine Form der Interoperabilität gewährleisten“, fügt Cédric Prévost hinzu. Dies erfordert die Schaffung einer „Gaia-X-Referenzarchitektur“, die die bereitgestellten zentralen Dienste auflistet. Bevor jedoch die Transparenz erhöht wird, müssen diese Dienste vordefinierte Attribute erfüllen, insbesondere im Hinblick auf die anwendbaren Regeln, mit einem Interoperabilitätsstandard, um den Austausch und die gemeinsame Nutzung von Daten innerhalb des Ökosystems zu erleichtern. Mit Gaia-X soll der Datenaustausch erleichtert und die Übertragbarkeit und gemeinsame Nutzung von Daten gefördert werden. „Ein Kunde kann ganz einfach seine Daten bei Anbieter A speichern und die von Anbieter B angebotenen Dienstleistungen nutzen“, fasst Cédric Prévost zusammen.

Bis Ende des Jahres sollen erste Anwendungen zur Verfügung stehen. Um dies zu erreichen, müssen die Mitglieder zunächst die Regeln festlegen (die ausgewählten Attribute, die zugehörigen technischen Standards usw.), herausfinden, wie die Einhaltung dieser Regeln kontrolliert werden kann, und den gemeinsamen Standard definieren, der zur Förderung der Interoperabilität angewendet werden soll. Bei diesem Standard geht es darum, Vorhandenes zu nutzen und eventuell ein wenig anzupassen, aber nicht darum, etwas Neues zu erfinden.

Warum sollte Gaia-X da Erfolg haben, wo viele Unternehmen und Staaten gescheitert sind? „Viele souveräne Cloud-Projekte sind gescheitert, weil sie eine nationale Ausrichtung hatten und auf einen zu begrenzten Markt ausgerichtet waren“, sagt Cédric Prévost. Zudem ginge es nicht darum, eine europäische Version des Amazon Web Services zu schaffen, sondern bestehende Dienste und Lösungen zu bündeln“. „Auch nicht-europäische Akteure sollen ein integraler Bestandteil dieses Projekts werden“, fügt er hinzu.

Ein weiterer Vorteil kommt von den Gründungsmitgliedern selbst, zu denen neben Service- und Infrastrukturanbietern auch Großkunden wie EDF, Amadeus, Safran, BMW, Bosch, Beckhoff und Siemens gehören. Kunden, deren Eindrücke und Feedbacks entscheidend für den Erfolg dieses Projekts sind.

Redaktion: Léna Corot

Quelle: L’usine digitale  https://www.usine-digitale.fr/editorial/qu-est-ce-que-gaia-x-le-projet-franco-allemand-de-cloud-europeen.N971806