Ein Karrieresprung durch die Procope-Programme: Erfahrungsbericht von Dr. Claudia Goy

Dr. Claudia Goy ist Post-Doktorandin und Koordinatorin an dem Centre for Molecular Water Science (CMWS) und an dem Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) in Hamburg. Sie hat an zwei Mobilitätsprogrammen zur Stärkung der deutsch-französischen wissenschaftlichen Kooperation teilgenommen. Ihre Erfahrung erzählte sie uns in einem Interview am 16. Juni 2023.

Über die Forscherin

Zwischen 2006 und 2013 besuchte Dr. Claudia Goy die Philipps-Universität Marburg, wo sie Physik und Rechtswissenschaften studierte.

Im November 2019 promovierte sie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo sie Teil der Arbeitsgruppe Atomphysik unter der Betreuung von PD Dr. Robert Grisenti war. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit erforschte sie die Spektroskopie an tief unterkühlten Wassertropfen.

Seit Dezember 2019 arbeitet Dr. Claudia Goy als Post-Doktorandin und Koordinatorin an dem Centre for Molecular Water Science (CMWS) und an dem Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) in Hamburg. Sie ist dort Teil der Arbeitsgruppe Complex Liquids und Photon Science.

Über ihre Forschungsprojekte

Im Rahmen ihrer Doktorarbeit nahm Dr. Claudia Goy mit ihrem Betreuer PD Dr. Robert Grisenti an einem PPP/PHC-PROCOPE-Programm in den Jahren 2018-2019 teil. Das Ziel des Projektes war, die anormalen Eigenschaften von Wasser im unterkühlten Bereich zu untersuchen. An der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hatte sie schon unter der Betreuung von PD Dr. Robert Grisenti mithilfe der Raman-Spektroskopie die anormalen Eigenschaften von Wasser unter extremen Umständen gemessen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Kooperation mit Prof Dr. Frédéric Caupin vom Institut Lumière Matière (ILM) in Lyon konnte sie mit einem anderen Spektrometer eine Vergleichsmessung durchführen. Die Nutzung von zwei unabhängigen Systemen erlaubte es, die Ergebnisse zu verifizieren und zu publizieren. Die herauskommende Publikation bekam viel Aufmerksamkeit und wurde zu einer wichtigen Publikation in diesem Forschungsfeld[1].

Heutzutage führt sie bei der Teilnahme an dem PROCOPE-Mobilität-Programm in 2022 und 2023 die wissenschaftliche Kooperation mit Prof. Dr. Frédéric Caupin weiter. Sie erforscht weiter die Anomalien von Wasser unter extremen Bedingungen. Im Rahmen dieses Projektes haben sich die beiden Wissenschaftler zwei Themenbereiche ausgewählt: Erstens haben sie polarisierte Raman-Spektroskopie an Wasser unter unterschiedlichen Temperaturen angewandt, um die Orientierung und die strukturellen Eigenschaften von Wasser zu untersuchen; dann haben sie die Eigenschaften von Wasser unter negativem Druck untersucht. Ihr gemeinsames Ziel ist ein kontinuierliches Bild von Wasser bei unterschiedlichem Drücken und Temperaturen zu entwickeln. Die Ergebnisse ihrer letzten Messungen werden zurzeit noch ausgewertet.

Was die Teilnahme an den Programmen ihr beigebracht hat

Die Teilnahme an diesen zwei Programmen hat Dr. Claudia Goy erlaubt, die wissenschaftliche Kooperation mit dem Institut Lumière Matière (ILM) zu herstellen und weiterzuführen. Da Prof. Dr. Frédéric Caupin weltweit ein erkannter Expert in diesem Forschungsfeld ist, konnte sie sich auch auf sein tiefes Fachwissen und seine wissenschaftliche Exzellenz verlassen. In dem Labor am ILM konnte sie praktische Erfahrungen in komplexen Forschungsmethoden wie Raman-Spektroskopie, aber auch Brillouinspektroskopie, an Flüssigkeiten unter unterschiedlichen Temperatur- und Druckbedingungen sammeln, die komplementär zu den Analysemethoden in ihrem Heimatlabor sind. Diese Expertise und die akademische Anerkennung des französischen Forschers verhalfen Dr. Claudia Goy zum Karrieresprung.

„Das erste Procope-Projekt war auf jeden Fall dann auch die Kernpublikation von meiner Doktorarbeit, dadurch sehr wichtig, und die hat auch sehr viele Aufmerksamkeit bekommen, das heißt, das war schon eine sehr wichtige Publikation, auch in meiner Forschungskarriere […]“

Die beiden Wissenschaftler sehen vor, ihre wissenschaftliche Kooperation auf Dauer weiterzuführen und haben schon mehrere andere Forschungsprojektideen, die sie später zusammen durchführen könnten. Ihre Teilnahme an dem PROCOPE-Mobilität-Programm erlaubt ihr auch, zum Teil unabhängig von ihrem Institut zu forschen.

„[…] das ist auch was mich ein bisschen unabhängig von meinem Institut jetzt macht, dass ich halt nicht nur die Forschung mache, die hier mir vorgegeben ist, sondern die Freiheit habe, auch noch weitere Themen unabhängig zu bearbeiten. […]“

Dank der Finanzierung, die sie im Rahmen des PROCOPE-Mobilität-Programmes bekommt, kann Dr. Claudia Goy über ihre eigenen Themen weiterforschen. Der Forscherin zufolge sei es die Herausforderung nach dem Doktor, sein eigenes Forschungsthema und -profil zu erarbeiten.

„Und das ist schon für mich sehr gut, weil das dann wirklich meine eigenen Themen sind, die ich als wichtig empfinde, und das ist hier die Herausforderung nach dem Doktor, sein eigenes Forschungsthema, sein eigenes Forschungsprofil zu erarbeiten. Und das ist nicht immer leicht, wenn man keine Mittel hat oder keine Möglichkeit, die eigenen Themen weiterzuentwickeln.“

Über das PPP/PHC-PROCOPE-Programm

Procope ist die deutsch-französische Programm des Projektbezogenen Personenaustauschs (PPP) und Hubert Curien-Partnerschaft (PHC). Sie wird in Frankreich vom Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten (MEAE) und dem Ministerium für Hochschulbildung und Forschung (MESR) und in Deutschland vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) durchgeführt. Die Ausschreibungen für dieses Programm werden in einem jährlichen Rhythmus veröffentlicht.

Ziel dieses Programms ist es, den wissenschaftlichen und technologischen Austausch von Spitzenleistungen zwischen deutschen und französischen Forschungslaboren zu entwickeln, indem neue Kooperationen und die Teilnahme junger Forscher und Doktoranden gefördert werden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Wissenschaftsabteilung der französischen Botschaft: https://www.wissenschaft-frankreich.de/bewerbungsaufruf-procope-2023/

Über das PROCOPE-Mobilität-Programm

Diese Mobilitätsstipendien ermöglichen in Deutschland tätigen Doktorand*innen, Post-Doktorand*innen und Nachwuchsforschenden einen Forschungsaufenthalt in einem Labor bzw. Forschungsinstitut in Frankreich.

Bewerben können sich alle Doktorand*innen, Post-Doktorand*innen und Nachwuchsforschenden, die vor max. 7 Jahren promoviert haben und an einer deutschen Forschungseinrichtung arbeiten.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Wissenschaftsabteilung der französischen Botschaft: https://www.wissenschaft-frankreich.de/procope-mobilitaet/

[1] [i] Goy C, Potenza MAC, Dedera S, Tomut M, Guillerm E, Kalinin A, Voss KO, Schottelius A, Petridis N, Prosvetov A, Tejeda G, Fernández JM, Trautmann C, Caupin F, Glasmacher U, Grisenti RE. Erratum: Shrinking of Rapidly Evaporating Water Microdroplets Reveals their Extreme Supercooling [Phys. Rev. Lett. 120, 015501 (2018)]. Phys Rev Lett. 2018 Mar 23;120(12):129901. doi: 10.1103/PhysRevLett.120.129901. Erratum for: Phys Rev Lett. 2018 Jan 5;120(1):015501. PMID: 29694061.

Redaktion: Leonor GORGES,  leonor.gorges@diplomatie.gouv.fr

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