#Medizin: #KünstlicheMoleküle imitieren die #DNA

Die DNA, zentrales Molekül der Lebewesen, ist Träger der Erbinformation. Sie hat die Form einer Doppelhelix, in der sich zwei komplementäre Nukleinsäure-Stränge unter der Ausbildung von Basenpaaren umeinander wickeln. Damit die Erbinformation gelesen und umgesetzt werden kann – oder im Gegenteil, um die Expression zu verhindern bzw. zu regulieren – tritt eine Vielzahl von Proteinen in Wechselwirkung zur DNA, z.B. „hängen“ sie sich an die negativen Ladungen an der Oberfläche. So z.B. die HIV Integrase, die virale DNA-Stränge in die menschliche DNA und die Topoisomerase 1 (ein Enzym, das Spannungen und Verdrillungen im DNA-Molekül vermeidet) einschleust.

Forscher des Instituts für Chemie und Biologie von Membranen und Nano-Objekten (CNRS [1]/ Universität Bordeaux/ Bordeaux INP) [2], des Labors für Grundlagen der Mikrobiologie und Pathogenität (CNRS/Universität Bordeaux) und des Forschungsinstituts für Krebsforschung in Montpellier (INSERM [3]/Universität Montepellier) ist es gelungen, helikoidale (spiralförmige) Moleküle künstlich herzustellen, die perfekt die Oberflächeneigenschaften der DNA-Doppelhelix nachahmen und insbesondere die Positionierung ihrer negativen Ladungen. Diese Moleküle sind Derivate von Foldameren – künstliche Makromoleküle, die sich schraubenförmig falten und nach einer Art Baukasten-Prinzip vielfach modellieren lassen (in diesem Beispiel einen einzelnen Helixstrang). Die Imitation ist so täuschend echt, dass diese Foldamere wie Köder auf einige Proteine wirken, die sich an die DNA binden, darunter die Topoisomerase 1 und die HIV Integrase. Die Forscher konnten zeigen, dass die Bindung der HIV Integrase an das Foldamer stärker war als an die DNA selbst. „Obwohl das Design auf die Ähnlichkeit zur DNA abzielt, verdankt das Foldamer seine wertvollsten Eigenschaften gerade seinen Unterschieden zur DNA“, betont der Forscher Ivan Huc

Diese DNA-Imitate ebnen den Weg für noch unerforschte Ansätze zur Unterdrückung der Interaktionen zwischen DNA und Proteinen und könnten zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen.

 

[1] CNRS – französisches Institut für wissenschaftliche Forschung

[2] darunter Forscher des Teams um Ivan Huc vom Europäischen Institut für Chemie und Biologie (CNRS/INSERM/Universität Bordeaux)

[3] INSERM – französisches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung

 

Kontakte:

Ivan Huc, Forscher am CNRS, ivan.huc@cup.lmu.de (derzeit tätig an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Alexiane Agullo, Presseabteilung des CNRS alexiane.agullo@cnrs-dir.fr

 

Quelle: Artikel des CNRS, 02/04/2018, http://www2.cnrs.fr/presse/communique/5519.htm?&debut=8
Bildquelle: Darstellung einer Doppelhelix (rechts) und einem Imitat (links), bestehend aus einem einzelnen Helixstrang, auf dessen Oberfläche zwei Netze negativer Ladungen (graue und rote Bereiche) so aufgebracht sind wie die negativen Ladungen der beiden DNA-Stränge, © Ivan Huc

Übersetzerin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr