Wachstum des Viehbestands: Ein globaler #Pandemie-Faktor

Weltweit zeigt die Forschung eine Zunahme des Auftretens von Infektionskrankheiten und Epidemien, einen beschleunigten Rückgang der biologischen Vielfalt und eine deutliche Zunahme der Zucht von Haustieren. Aber in welchem Zusammenhang stehen diese Entwicklungen? Diese Frage, die im Zuge der Covid-19-Krise wieder in den Vordergrund gerückt ist, findet dank einer neuen Studie zur Parasitenökologie erste Antworten. Ziel der Studie ist die Beschreibung der globalen Muster von Biodiversität und Infektionskrankheiten in Raum und Zeit.

Zu diesem Zweck hat der Forscher, der die Studie angestoßen hat, mehrere Datenbanken mit Befunden über die Gesundheit von Mensch und Tier, die Zunahme des Viehbestands und den Verlust der biologischen Vielfalt durchsucht. Eine erste Analyse zeigt, dass die Zahl der in jedem Land beim Menschen registrierten Epidemien (16.994 Epidemien für 254 Infektionskrankheiten zwischen 1960 und 2019) in Korrelation mit dem lokalen Verlust an Biodiversität zunimmt. Das Auftreten von Epidemien kann demnach als ein besorgniserregendes Zeichen für den Erhalt der Arten bzw. als letzter Aufschrei einer vom Aussterben bedrohten Artenvielfalt gedeutet werden. Das Verhältnis zwischen der Zahl der gefährdeten Arten und der Zahl der Epidemien nimmt zu, bis es einen Höhepunkt erreicht, bevor es wieder abnimmt. Die Gefahr von Epidemien nimmt jedoch nicht mit dem Verschwinden von Tierarten ab, sondern wird vielmehr durch die Zunahme des Viehbestands weiter verschärft. Dieses zweite Ergebnis wird auch in einer zeitlichen Analyse (2006 – 2019) bestätigt, die es in den Mittelpunkt der Gesundheitsrisiken stellt. Tatsächlich hat die Zunahme des weltweiten Viehbestands direkte Auswirkungen auf die Wildtiere und die Zahl der Epidemien bei Menschen und Haustieren.

Diese Studie lädt zum Nachdenken über den Platz des Viehs und sein Wachstum in der Welt ein, das in Abhängigkeit der verschiedenen Einflussfaktoren in den einzelnen Ländern (menschliche Demographie, Ernährung usw.) variiert. Vor diesem Hintergrund bedarf es im Umgang mit Wild- und Haustieren einer neue Vision, die die mit Tieren verbundenen kulturellen Werte integriert, um Gesundheitsrisiken zu verringern und die biologische Vielfalt zu schützen. Künftige Überlegungen werden sich insbesondere auf die Rolle der Viehzucht in Pandemie-Situationen konzentrieren – die Nachfrage nach Pflanzenproteinen, die für ihre Ernährung notwendig sind, trägt zur Reduzierung der Wildtiergebiete bei -, aber auch auf ihre Bedeutung als epidemiologische Brücke, die den Übergang von Infektionserregern aus der Tierwelt auf die menschliche Spezies begünstigt.

Quelle : Serge Morand, CNRS, serge.morand@cirad.fr

Ursprüngliche Veröffentlichung : Emerging diseases, livestock expansion and biodiversity loss are positively related at global scale. Serge Morand, Biological Conservation, le 22 juillet 2020. DOI:10.1016/j.biocon.2020.108707