Ein Rückblick auf die Karriere von Stefan Pfister, Gewinner des Prix de l’Arc 2021
Stefan Pfister ist der erste deutsche Wissenschaftler, der mit dem Léopold Griffuel Preis ausgezeichnet wird. „Diese Auszeichnung ist eine ganz besondere Ehre für mich“, freute sich Stefan Pfister. „Ich bedanke mich auch ganz herzlich beim wissenschaftlichen Komitee, das der Erforschung von Krebs im Kindesalter damit eine besondere Wertschätzung und Aufmerksamkeit schenkt. Mein Dank gilt vor allem auch meinem Mit-Preisträger Michael Taylor für zahlreiche gemeinsame wissenschaftliche Erfolge und die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit, sowie all unseren Unterstützern und Mitstreitern, die sich hier immer wieder neuen Herausforderungen stellen und mit uns neue Wege für unsere jungen Patienten gehen.“
Als Kinderarzt erhielt Stefan Pfister seinen Doktortitel im Jahr 2002 an der Universität Tübingen und seine klinische Ausbildung an den Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg. In seiner frühen wissenschaftlichen Karriere forschte er unter anderem am Dana Farber Cancer Institute der Harvard Medical School in Boston. Im Zuge seines Postdocs am DKFZ in der Abteilung von Peter Lichter spezialisierte er sich auf die Erforschung von Hirntumorarten im Kindesalter.
Zu den bedeutendsten Erkenntnissen seiner Forschung mit unmittelbarer Auswirkung auf die Behandlung krebskranker Kinder gehören beispielsweise die Entdeckung charakteristischer Fehler im Erbgut bei bestimmten Medulloblastome und niedriggradigen Gliome. Kinder mit diesen Mutationen erhalten inzwischen eine gezieltere Behandlung. Die Einführung und systematische Implementierung von Methylierungs-basierten molekularen Fingerabdrücken zur Tumorklassifikation, in enger Partnerschaft mit der Abteilung Neuropathologie am Universitätsklinikum Heidelberg, hat in den letzten Jahren die Klassifikation von Hirntumoren revolutioniert und folglich auch in erheblichem Maße Einzug in die WHO-Klassifikation für ZNS-Tumoren gehalten, die in Kürze veröffentlicht wird.
Insgesamt wurden Stefan Pfisters Forschungsarbeiten in 375 wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Der 46-jährige Kinderarzt und Wissenschaftler setzt sich zudem intensiv für die klinische Entwicklung neuer Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten speziell für Kinderkrebs ein. „Wir haben leider immer noch viel zu viele junge Patienten, denen wir mit den derzeit verfügbaren Therapien nicht helfen können. Anders als in der Erwachsenen-Onkologie mangelt es leider sehr am Zugang zu neuen innovativen Behandlungsmöglichkeiten speziell für Kinder, weil dafür kein ausreichend großer Markt existiert“, sagte der Preisträger.
Damit junge Patienten möglichst schnell von erfolgversprechenden Ansätzen aus der Kinderkrebsforschung profitieren können, initiierte er im Jahr 2016 die Gründung des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), das erstmals in Deutschland Behandlung und Forschung an Kinderkrebs unter einem Dach vereint. Stefan Pfister ist einer der drei Direktoren des KiTZ, leitet seit 2012 die Abteilung für Pädiatrische Neuroonkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum. Am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist er stellvertretender Leiter des KiTZ Clinical Trial Unit und der Sektion Pädiatrische Hirntumoren. Darüber hinaus übernimmt er führende Rollen in den wichtigsten europäischen Forschungsinitiativen zum Thema Kinder und Krebs, um krebskranken Kinder innovative Krebstherapien zu ermöglichen.
Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ gratulierte Stefan Pfister zu der besonderen Würdigung: „Als Wissenschaftler am DKFZ hat Stefan Pfister schon jetzt herausragende Beiträge für das Verständnis verschiedener Hirntumoren im Kindesalter geleistet und dabei als Arzt des Universitätsklinikums Heidelberg auch immer die Bedürfnisse der jungen Patienten im Blick. Insbesondere sein herausragendes Engagement, Erkenntnisse für krebskranke Kinder nutzbar zu machen, hat völlig neue Chancen und Rahmenbedingungen für die Kinderonkologie in Deutschland geschaffen. Wir gratulieren ihm ganz herzlich zu diesem verdienten Erfolg.“
Das Preisgeld möchte Stefan Pfister für eine familiengerechte Patientenkommunikation zum Thema Krebs und Kinder einsetzen. In Kooperation mit dem TV-Arzt und Moderator Dr. Johannes Wimmer wird das KiTZ eine Videoserie produzieren, mit der sich betroffene Eltern und junge Patienten Schritt für Schritt über die Krebserkrankung und alle Untersuchungen und Behandlungen, die auf sie zukommen, informieren können.
Über den ARC Léopold Griffuel Award
Der 1970 ins Leben gerufene Fondation ARC Léopold Griffuel Award ist der wichtigste Preis auf dem Gebiet der Krebsforschung in Europa. Mit einem Gesamtwert von 300.000 € zeichnet er jedes Jahr international renommierte Forscher aus, deren Arbeit zu einem großen Durchbruch in der Krebsforschung geführt haben.Gestiftet wurde der Fondation ARC Léopold Griffuel Award von Léopold und Alice Griffuel, die mit ihrem Engagement die besten Krebsforscher mit einem hochdotierten Preis auszeichnen wollten. Das Preisgeld stifteten sie aus den Erträgen zweier Pariser Gebäude, die sie besaßen, bevor sie sie an den Verein weitergaben, der nun zu einer Stiftung wurde. Der Fondation ARC Léopold Griffuel Award wird nach einer unabhängigen Bewertung durch ein internationales wissenschaftliches Komitee und einer Evaluierung durch den Vorstand der ARC-Stiftung für Krebsforschung vergeben. Seit 2015 ist er in zwei Kategorien aufgeteilt: den Fondation ARC Léopold Griffuel Award für Grundlagenforschung (150.000 €) und den Fondation ARC Léopold Griffuel Award für translationale und klinische Forschung (150.000 €). Seit seiner Gründung haben 51 Forscher aus 11 verschiedenen Ländern und von den renommiertesten internationalen Forschungseinrichtungen die Preise erhalten.