Die ASN legt im Nachgang zu Fukushima ihren Bericht über die von ihr durchgeführten ergänzenden Evaluierungen nuklearer Anlagen vor

In diesem am 4.1.2012 veröffentlichten Bericht [1] wurden die 58 französischen Kernkraftwerke, das noch in Flamanville im Bau befindliche KKW der 3. Generation (EPR) und 20 weitere nukleare Anlagen, die von der CEA (Behörde für Atomenergie und alternative Energien) bzw. von AREVA betrieben werden, beurteilt. Zu den von AREVA betriebenen Anlagen gehört auch die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague.

Die ASN (französische Behörde für nukleare Sicherheit) kommt zu dem Ergebnis, dass die von ihr evaluierten Anlagen ein Sicherheitsniveau aufweisen, das die sofortige Stilllegung nicht rechtfertigt. Gleichzeitig ist die ASN der Auffassung, dass es die Fortsetzung des Betriebs der Anlagen erforderlich macht, baldmöglichst – über die Sicherheitsmargen, über die sie bereits verfügen hinaus – ihre Robustheit für den Fall von Extremsituationen zu erhöhen.

Die ASN wird deshalb den Betreibern der Anlagen eine Reihe von Maßnahmen zur Auflage machen, um:
•    Naturrisiken vorzubeugen (Erdbeben, Überschwemmungen)
•    Risiken vorzubeugen, die mit industriellen Aktivitäten verbunden sind
•    Unterauftragnehmer zu überwachen
•    regelwidrige Sachverhalte zu verfolgen

Zu diesen Maßnahmen gehören:
•    die Herrichtung eines „harten Kerns“ materieller und organisatorischer Vorkehrungen, die es erlauben, die grundlegenden Sicherheitsfunktionen einer Anlage, die Gegenstand der Evaluierungen waren,  in Extremsituationen zu beherrschen. Die Betreiber müssen der ASN vor dem 30.6.2012 den Inhalt und die Spezifikationen des auf jede Anlage zugeschnittenen „harten Kerns“ vorschlagen
•    beginnend mit dem Jahr 2012 die schrittweise Einrichtung der schnellen nationalen nuklearen Einsatztruppe“ (FARN), wie sie EDF vorgeschlagen hat; einer Struktur, in der die spezialisierten Mannschaften und ihre Ausrüstungen zusammengefasst sind, die es erlaubt, in weniger als 24 Stunden an einem von einem Unfall betroffenen Standort zum Einsatz zu gelangen
•    die Einführung verstärkter Maßnahmen, mit dem Ziel, die Risiken das Blankliegens der Brennelemente in den Zwischenlager-Becken der verschiedenen Anlagen zu vermindern
•    die Durchführung von Machbarkeitsstudien betreffend zusätzliche Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer für den Fall eines schwerwiegenden Unfalls in einem KKW oder in den Anlagen in La Hague.

Die ASN ist der Auffassung, dass die sozialen, organisatorischen und menschlichen Faktoren ein wesentliches Element der nuklearen Sicherheit sind. Sie wird deshalb der Erneuerung des Mitarbeiterstabes und der Fachkompetenz der Betreiber besondere Aufmerksamkeit widmen. Insbesondere ist die ASN der Meinung, dass die Überwachung der Unterauftragnehmer, die in den nuklearen Anlagen zum Einsatz kommen, nicht von einem Betreiber delegiert werden darf, wenn sie für die Sicherheit einer Anlage wichtige Arbeiten betrifft.

Zudem hat die ASN zusammen mit den für Fragen der nuklearen Sicherheit verantwortlichen Ministerien den Entwurf einer Verwaltungsanordnung vorbereitet, die die allgemeinen Bestimmungen betreffend die Sicherheit der „installations nucléaires de base“ zum Inhalt hat. Sie erwartet sich davon einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit. Die ASN empfiehlt die baldmöglichste Unterzeichnung der Verwaltungsanordnung.

Der am 4.1.2012 dem Premierminister von der ASN übergebene Bericht wird von diesem dem Präsidenten der EU-Kommission als „Frankreich-Bericht“ zu den vom Europäischen Rat am 24.3. / 25.3.2011 beschlossenen „Resistenz-Tests“ übermittelt.
Vom Sommer 2012 an, wird die ASN regelmäßig über den Fortgang der Maßnahmen und Initiativen berichten, die Gegenstand des Evaluierungsberichtes sind.

[1] Der Bericht über die von der ASN durchgeführten ergänzenden Evaluierungen nuklearer Anlagen ist unter folgendem Link abrufbar: http://www.asn.fr/index.php/S-informer/Actualites/2012/Rapport-de-l-ASN-sur-les-evaluations-complementaires-de-surete-ECS

Quelle:
– Pressemitteilung von Kooperation International – 05.01.2012 – http://www.kooperation-international.de/countries/themes/nc/info/detail/data/57771/

Redakteur: Dr. Hermann Schmitz-Wenzel,  hermann.schmitz-wenzel@t-online.de