Climatalk 2020 mit Anja Sommerfeld „MOSAiC – Ein Jahr im arktischen Meereis“

MOSAiC (Multidisciplinary drifting observatory of the Study of Arctic Climate) ist die erste ganzjährige Expedition in die zentrale Arktis um das gekoppelte arktische Klimasystem zu untersuchen. Die MOSAiC-Expedition fand vom 20. September 2019 bis 12. Oktober 2020 statt. Für diesen Zeitraum war der deutsche Forschungseisbrecher FS POLARSTERN in das arktische Meereis eingefroren und driftete mit der natürlichen Bewegung des Eises vom sibirischen Sektor der Arktis nahe am Nordpol vorbei in Richtung des Atlantiks. Auf FS POLARSTERN und in dem Forschungscamp auf dem Eis wurden Daten zu klimarelevanten Disziplinen wie Atmosphäre, Meereis, Ozean, Ökosystem und Bio-Geochemie gesammelt. All die gesammelten Daten helfen die Prozesse in der Arktis besser zu verstehen und auch die regionalen und globalen Konsequenzen des arktischen Klimawandels abzuschätzen. Das erlangte Wissen kann dann in die Wetter- und Klimamodelle eingearbeitet werden, um die Vorhersagen und Prognosen verlässlicher zu gestalten.

Bis zur Umsetzung der MOSAiC-Expedition ging eine mehrjährige Planungsphase voraus. MOSAiC wurde von führenden Polarforschungsinstitutionen unter dem Schirm des International Arctic Science Committee (IASC) konzipiert. Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung plante und entwickelte zusammen mit den MOSAiC Partnerinstituten Strategien für die wissenschaftliche und logistische Umsetzung und auch ein Konzept zur Finanzierung der Expedition. Im Laufe der Jahre wuchs das Konsortium auf mehr als 80 Institute aus 20 Nationen.

Die MOSAiC-Expedition endete vor zwei Monaten und war ein sehr großer Erfolg. Ungefähr 300 Wissenschaftler waren im Laufe des Expeditionsjahres an Bord der FS POLARSTERN und konnten den dringenden Forschungsfragen nachgehen. In den 389 Tagen der Expedition driftete FS POLARSTERN 3400 km durch die zentrale Arktis, stiegen mehr als 1500 Wetterballone in die Atmosphäre auf und lieferten Messungen bis in über 30 km Höhe, wurden mehr als 1000 Eisbohrkerne gezogen, Wasserproben bis zu einer Tiefe von 4000 m gesammelt und über 300 wissenschaftliche Flugstunden mit Helikoptern absolviert. Die arktischen Extrembedingungen zeigten Temperaturen von unter -40° C, mehr als 50 Tage mit Starkwind und mehr als 60 Besuche von Eisbären. MOSAiC konnte trotz der COVID-19 Pandemie, unter enormen Umstrukturierungen und Anpassungen und nur kleinen Einschnitten in die ganzjährigen Beobachtungen, weitergeführt werden.

Anja Sommerfeld, Projektmanagerin des MOSAiC Projektes in der Abteilung Physik der Atmosphäre des Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung tätig.