Ergebnisse der Tara-Expedition: #Mikroplastik ist überall, auch in den Flüssen

Insgesamt entnahmen die Forscher 2700 Proben an 45 Standorten, darunter in Hamburg und Flensburg. In 100 % der Proben befand sich Mikroplastik (kleiner als 5 mm), darunter auch kleinste Partikel aus Kosmetika und Zahnpasta. Zudem wurden große Mengen an sogenannter sekundärer Mikroplastik (mit dem bloßen Auge erkennbar) festgestellt, das vor allem bei der Zersetzung durch Sonneneinstrahlung entsteht. 90 % der 5 Billionen an der Meeresoberfläche treibenden Plastikteilchen sind Mikroplastik. Lange Zeit ging die Wissenschaft davon aus, dass die Flüsse das Makroplastik (Flaschen etc.) nur transportieren und es dann durch Sonneneinstrahlung und Wellen im Meer zu Mikroplastik wird. Diese Transformation vollzieht sich jedoch bereits in den Flüssen, weshalb die Bekämpfung der Plastikflut schon an Land erfolgen muss.

Eine weitere Entdeckung betraf die Toxizität: Auf der Grundlage eines Tests konnten die Forscher feststellen, dass ursprünglich neutrales Plastik nach einem Monat im Wasser toxische Stoffe aufwies. Bekannt war, dass einige Plastikarten ihre Zusatzstoffe (z. B. Stoffe mit endokriner Wirkung wie Bisphenol A und Phthalate) abgeben. Neu ist, dass bestimmte Kunststoffarten wie „Schadstoffschwämme“ fungieren. Sie sammeln an ihrer Oberfläche Schadstoffe aus den Flüssen (Pestizide, Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle usw.), die eine toxische Wirkung auf Organismen haben und deren Wachstum und Fortpflanzung verlangsamen, da sie den Stoffwechsel und das Hormonsystem hemmen.

 In den nächsten Monaten werden die Proben in den 17 Laboren untersucht, um ihre Zusammensetzung (Polyethylen, Polypropylen etc.), Menge sowie ihre Herkunft (Verpackung, Fragmente aus dem Gebäudesektor, Kleidung, Kosmetik etc.) zu bestimmen, damit entsprechende Maßnahmen „an der Quelle“ ergriffen werden können. Ab Januar 2020 wird das Sequenzierungszentrum Génoscope-CEA [1] mit der DNA-Sequenzierung der Mikroorganismen beginnen, die die Plastikteilchen besiedeln, um so die pathogenen Bakterien und/oder Mikroorganismen zu ermitteln, die eine Rolle bei der Fragmentierung und dem biologischen Abbau des Plastiks spielen könnten und somit für insbesondere biotechnologische Lösungen interessant wären.

Für die Tara Océan-Stiftung ergeben sich aus den bisherigen Ergebnissen fünf Maßnahmen, die es dringend umzusetzen gilt:

– Optimierung der Sammlung und des Recyclings von Abfällen, z.B. durch Hinweise auf Getränkeverpackungen

– drastische Reduzierung von Einwegkunststoffen, wie Verpackungen

– Reduzierung der Anzahl an Harzen und der Komplexität der bei der Herstellung von Kunststoffgegenständen verwendeten Zusatzstoffe

– Entwicklung von umweltverträglichen Verpackungen als Ersatz für problematische Stoffe wie z. B. expandiertes Polystyrol (Styropor)

– Verabschiedung von Gesetzen zur Festlegung eines Zeitplans für die Verringerung aller Arten von Einwegverpackungen an der Quelle im Einklang mit den europäischen Richtlinien.

 

[1] CEA – Behörde für Atomenergie und alternative Energien

Quelle: Pressemitteilung der Stiftung Tara Océan vom 23. November 2019https://oceans.taraexpeditions.org/m/science/les-actualites/cp-retour-missionmicroplastiques2019/